JANUS - Knochenhaus

Knochenhaus
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Der lange Weg nach Indien [make literature, no war!]
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t.omate
Kartoffelsoldat



Anmeldungsdatum: 08.10.2003
Beiträge: 501
14.277 Worte gesamt
Wohnort: Kaserne auf dem Acker

BeitragVerfasst am: 24 Feb 2004 17:08 
   Titel:
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Katja sass in ihrem "Zimmer". Alles hatte man ihr weggenommen. Nur die Pritsche und das Loch im Boden, welches sie für ihr Geschäft benutzte, waren noch da. "Verdammt, ich bin nicht verrückt", dachte sie bei sich, "Das muss hier doch jemanden auffallen!" Wieder einmal, wie schon so viele Male zuvor, erhob sie sich, um die zelle, denn mehr war dieser Raum nicht, auf und ab zu gehen. Ihr zerissenes mit Kot und Urin beflecktes Nachthemd liess sie stolpern und sie fiel, gerade, als sie diesen Schrei hörte. "Wer auch immer das ist", dachte sie bei sich, "er muss noch mehr gequält werden als ich"

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sleeping pug
Number of the Beast



Anmeldungsdatum: 21.09.2001
Beiträge: 666
22.794 Worte gesamt
Wohnort: Hütte im Garten

BeitragVerfasst am: 25 Feb 2004 10:15 
   Titel:
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Das geschieht dem alten Nazi ganz recht, dachte ich mir. Kolumbus schien schon an Hitlers Gefühlsausbrüche gewöhnt zu sein. Unbeirrt lief er weiter den dunklen Gang entlang. Ich folgte ihm. Vor einer Tür am Ende des Ganges blieben wir stehen.
"Wir sind da." sagte Kolumbus.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich die Klinke herunterdrückte. Der pochende Kopfschmerz machte sich wieder bemerkbar.
"Scheiße, die Tür ist abgeschlossen." sagte ich zu Kolumbus.
"Ja, bei widerspenstigen Insassen schließen sie die Türen zu."
Ich mußte schmunzeln. Widerspenstig, das sah Katja ähnlich.
"Wie kommen wir jetzt rein?" fragte ich ratlos.
Kolumbus sah mich verwundert an. "Du willst hinein?"
"Deswegen bin ich hier."
Kolumbus holte mit dem rechten Fuß aus und versetzte der Tür einen gewaltigen Tritt. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen flog die Tür aus dem Rahmen. Jetzt war ich es, der Kolumbus verwundert ansah.
"Du kannst jetzt hinein." sagte Kolumbus ungerührt.



Zuletzt bearbeitet von sleeping pug am 26 Feb 2004 11:24, insgesamt 1-mal bearbeitet

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kleinesBiest
Alter Knochen



Anmeldungsdatum: 23.09.2001
Beiträge: 273
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Wohnort: Dresden

BeitragVerfasst am: 25 Feb 2004 22:17 
   Titel:
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Erschüttert blickte ich in diesen kargen Raum, zunächst konnte ich nichts erkennen. Das Neonlicht welches von der Decke fiel und das ganze Zimmer steril ausleuchtete, blendete zu stark. Ob die hier nie das Licht löschen, fragte ich mich. Da bin ich endlich am Ziel und die einzige Frage die ich mir stelle betrifft die Beleuchtung, vielleicht sollte ich ja gleich hier bleiben ?!? Und dann fiel mein Blick auf den Haufen Mensch der zu meinen Füßen lag. "Katja" flüsterte ich erschüttert. Ich hatte ja viel erwartet, aber das – nein auf diesen Anblick war ich nicht vorbereitet ! Sie reagierte nicht. Etwas unbeholfen hockte ich mich neben sie, während die Frau mich nur mit ihren großen Augen ungläubig anstarrte. Oder sah sie durch mich hindurch ? Vielleicht erkannte sie mich nicht, ich begann sie zu schütteln : „Was haben sie mit Dir gemacht ?“ Immernoch keine Reaktion – Kolumbus stand unschlüssig in der Tür und unterhielt sich mit seinem Freund, der immer bei ihm war und den er mir bis jetzt noch nicht vorgestellt hatte, aber dafür war auch keine Zeit. Im Hintergrund hört ich noch immer den Hitler brüllen. „verdammt“ wieder schüttelte ich sie „wir müssen hier weg, Du musst mit mir kommen, schnell“ ... Und dann sagte sie endlich etwas: "Verdammt, ich bin nicht verrückt" waren die Worte, sie sich leise formten, „aber wer bist Du?“


Zuletzt bearbeitet von kleinesBiest am 27 Feb 2004 09:48, insgesamt 1-mal bearbeitet
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carrion
JANUS Evangelist



Anmeldungsdatum: 28.09.2003
Beiträge: 648
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Wohnort: Bonn

BeitragVerfasst am: 25 Feb 2004 22:27 
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Bestürzt nahm ich den erbärmlichen Zustand ihrer Kleidung war; sowie einen Speichelfaden, der aus ihrem Mundwinkel bis auf den Boden reichte.
Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte. Es hatte damals schlimm um sie gestanden, aber was ich nun mitansehen musste, war eine ganz andere Qualität von Elend.

Meine Augen schlossen sich ganz von selbst, und für einen kurzen Moment kam mir wieder in den Sinn, was sie einmal für ein lebensfrohes, junges Ding gewesen war. Ich hatte sie so lange nicht gesehen, hatte einfach verdrängt, was hinter diesen Mauern mit dieser Frau geschehen würde.
Und all dies prasselte nun auf einen Schlag auf mich ein, da ich sie sah.

"Wer ich bin?", stammelte ich benommen. "Erinnerst du dich denn nicht an mich? - Komm, du musst hier raus!"

Ich ergriff ihre Hand und wollte sie mit mir ziehen.

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t.omate
Kartoffelsoldat



Anmeldungsdatum: 08.10.2003
Beiträge: 501
14.277 Worte gesamt
Wohnort: Kaserne auf dem Acker

BeitragVerfasst am: 26 Feb 2004 09:34 
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Sie wehrte sich, stemmte ihre nackten Füsse an den Boden und begann, wild um sich zu schlagen.

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sleeping pug
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Anmeldungsdatum: 21.09.2001
Beiträge: 666
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Wohnort: Hütte im Garten

BeitragVerfasst am: 26 Feb 2004 11:17 
   Titel:
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Sie sah zu uns auf. "Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?"
"Erkennst du ihn nicht?" fragte Kolumbus "Das ist Montezuma, dein Freund. Und ich bin Kolumbus. Wir sind gekommen, um dich hier rauszuholen."
Katja sah mich zweifelnd an. "So" sagte sie "Montezuma und Kolumbus wollen mich befreien. Hey, ihr seid zwei Verrückte!"
"Ich erklärs dir später. Erst müssen wir schnell hier raus." Sagte ich und zog sie an der Hand hinter mir her. "Komm Kolumbus, wir gehen jetzt deine Santa Maria suchen."
"Santa Maria?" Katja sah uns fragend an.
"Mein Schiff." Antwortete Kolumbus. Zu dritt rannten wir zurück zu Kolumbus' Zimmer.


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sleeping pug
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Anmeldungsdatum: 21.09.2001
Beiträge: 666
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Wohnort: Hütte im Garten

BeitragVerfasst am: 27 Feb 2004 15:39 
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Plötzlich ging direkt vor uns eine der Türen auf. Licht fiel durch den Türspalt auf den unbeleuchteten Gang. Ein übergewichtiger, weiß gekleideter Mann trat heraus und stellte sich uns breitbeinig in den Weg. Es schien jemand vom Personal des Sanatoriums zu sein. "Was zum Teufel macht ihr hier? Wieso seid ihr nicht in euren Zimmern?" Herrschte er uns an. Ohne lange zu überlegen, holte Kolumbus mit dem rechten Fuß aus. Ich ahnte, was jetzt folgen würde. Mit voller Wucht trat er dem Dicken zwischen die Beine. Dieser sah Kolumbus ungläubig an, hielt sich die schmerzende Stelle mit beiden Händen und ging röchelnd vor ihm in die Knie. Kolumbus rannte an ihm vorbei. "Das wollte ich schon lange tun" rief er "die Eingebohrenen hier waren nicht sehr freundlich zu mir." Bewundernd sah ich Kolumbus nach. Er war ein Pragmatiker, das gefiel mir. Mit Katja im Schlepptau rannte ich ihm hinterher. Wir erreichten sein Zimmer.

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RIG
JANUS



Anmeldungsdatum: 16.05.2001
Beiträge: 1343
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Wohnort: im Stillen

BeitragVerfasst am: 27 Feb 2004 17:09 
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Jetzt wussten wir auch, wer da so geschrien hatte: es war Hitler, der mittlerweile aufgewacht war und zitternd die neue METALLICA in den faltigen Händen hielt.

"Wie sollen wirrr so den Krrrieg gewinnen?", bellte er in einem unangehmen Tonfall. "Mit dieserrr gequirrlten Kacke können die Amis vielleicht ein paarrr Turbanträgerrr mürrrbemachen, aber zu mehr taugt diese matschige Sülze nicht! Ich werrrde sofort den Prropagandaminister unterrrichten!"

Als er aufblickte, sah er neben Kolumbus auch mich und Katja eilig ins Zimmer huschen. Sein Blick blieb sofort an ihr hängen. "Eva?", stammelte der alte Trottel und trat einen Schritt vor.

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sleeping pug
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Anmeldungsdatum: 21.09.2001
Beiträge: 666
22.794 Worte gesamt
Wohnort: Hütte im Garten

BeitragVerfasst am: 27 Feb 2004 19:37 
   Titel:
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"Heil Adolf!" rief ich. "Die Alliierten sind hinter uns her. Du mußt sie hier an der Tür aufhalten. Wir holen inzwischen die Wehrmacht zur Hilfe."
"Alles klar" sagte Hitler "Ich werde sie hier vernichten."
Ich ging zum Fenster und öffnete es. Erst kletterte Kolumbus hinaus. Dann schob ich Katja hinterher. Als Letzter kletterte ich raus. Von außen sagte ich zu Hitler: "Halte durch!"
"Mein Blut für die Ehre!" Schrie Hitler in einem fanatischen Tonfall. Der Rückzug war abgesichert.
Kolumbus rannte nach links auf das abgeschlossene Tor zu.
"Hey Kolumbus" rief ich "Navigation zählt nicht zu deinen Stärken, eh? Wir müssen nach rechts, über die Mauer!"
Kolumbus sah mich beleidigt an. "Es war kein Navigationsfehler. Wir wären nach Indien gekommen, wenn Amerika nicht im Weg gewesen wäre."
Gemeinsam liefen wir zu der Stelle, an der ich über die Mauer geklettert war.


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Nibelheim
Fossil



Anmeldungsdatum: 01.10.2001
Beiträge: 3744
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Wohnort: Am Sachsenring

BeitragVerfasst am: 28 Feb 2004 02:07 
   Titel:
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Christoph, wie ich Kolumbus insgeheim nannte, sprang mit einer ungeahnten Behendigkeit auf die Mauer, bevor ich ihn warnen konnte. Eine Sekunde später presste er mit einem mühsam unterdrückten Schrei seine blutenden Hände unter die Arme und setzte sich rittlings auf die eingelassenen Scherben. Nur seine derbe, lederne Hose verhinderte in diesem Moment schlimmeres.

"Christoph" entfuhr es mir -ich musste ihn jetzt von seinen Verletzungen ablenken- "kannst du deine Maria sehen?"

Einen Augenblick lang Stille, dann flüsterte er mit schmerzerfüllter Stimme: "Oh ja, Herr. Ich glaube, da draußen wartet mein Schiff auf mich"

Inständig hoffte ich, es möge der Mustang sein, den Kolumbus für sein Schiff hielt und nicht irgendein anderes Gefährt, was uns hätte Schwierigkeiten bereiten können. Es würde gerade noch fehlen, so kurz vor dem erreichen der Straße der polizei oder den Angestellten in die Hände zu fallen. Ich sah mich nach Katja um, die schweigend hinter mir stand.

"Nun los, ich helfe dir hinauf, wickle dir meine Jacke um die Hände, da oben sind Glasscherben..."

Sie rührte sich nicht und schaute aus leeren Augen durch mich hindurch.

" Was ist los" wurde ich ungeduldig "wir müssen weg von hier, bevor uns die Wärter entdecken".

"Ich kann nicht" flüsterte sie und sank auf die Knie.

Ich umfasste ihre schmalen Schultern und rüttelte sie heftiger, als ich eigentlich wollte.

"Was ist nur mit dir, komm jetzt, es ist deine einzige Chance. Ich werde noch verrückt , wenn du nicht gleich mitkommst"

Endlich schaute sie mich an und begann zu sprechen, aber die Worte aus ihrem Mund ließen mich erstarren.

"Dann bleib doch bei mir, wenn du verrückt wirst. Nur hier ist der Ort, wo man dir helfen kann. Ich darf nicht weg, ich kann es nicht. Ich will es auch nicht. Lass mich ins Haus zurückgehen, Wolfi wartet dort auf mich.
Er ruft mich immer Evalein, außer mir hat er niemand. Selbst seinen Schäferhund haben sie ihm weggenommen. Ich würde es nicht überleben, ihn allein zu lassen. Und ich glaube, ich liebe ihn".


Tränen schossen aus ihren einstmals so schönen Augen und sie brach schluchzend zusammen. Ich wusste nicht weiter, während der riesige Mann auf der Mauer verständnislos, aber wenigstens ohne zu sprechen von oben herunterglotzte.


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Nibelheim
Fossil



Anmeldungsdatum: 01.10.2001
Beiträge: 3744
143.650 Worte gesamt
Wohnort: Am Sachsenring

BeitragVerfasst am: 29 Feb 2004 02:56 
   Titel:
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Während ich unentschlossen überlegte, wie es nun weitergehen könnte, geisterten 2 kräftige Lichtfinger vom Haus herüber. Sie waren also auf der Suche nach uns. Ich warf mich über Katja und hielt ihr den Mund zu, sie hätte vermutlich augenblicklich die Wärter herbeigeschrien. Was ich nicht bedachte, war Kolumbus, der wie eine Gallionsfigur unübersehbar auf der Mauer trohnte .
Zwei Männer näherten sich und mit einem breiten Grinsen sagte der eine

" Na wen haben wir denn da, ist das nicht Graf Stauffenberg ?"

Diese unerwartete Frage ließ mich erschreckt stumm bleiben, was sollte das?

" Adolf schickt uns, er fühlte sich bedroht und behauptete, den Verräter und Bombenleger in seinem Zimmer gesehen zu haben "

Vom Haus erschollen laute Fetzen von "The Struggle Within" herüber, sie hatten Hitler also eine neue Metallica-Scheibe gegeben und der alte Sack bereitete soeben einen neuen Blitzkrieg vor. Katja, oder Evalein, wie er sie nannte, schien er im Moment nicht zu vermissen.

"Ich bin nicht Stauffenberg" gab ich zurück, nachdem ich mich etwas gefasst hatte.

"Natürlich nicht" sprach der nun noch breiter grinsende Bulle mit gespielter Freundlichkeit " du bist vorhin der Graf gewesen und jetzt bist du kein Graf mehr, sondern ein Spaziergänger im Park, nuja, das kennen wir doch"

Ich schaute mich vorsichtig um, aber die Lage schien aussichtslos und schon brüllte der Wärter

"Schluß mit lustig, ab ins Haus, alle Drei. Und zwar zackig."

Um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, zog er einen Gummiknüppel aus dem Hosenbund, während sein Begleiter den Lichtstrahl seiner Handlampe auf die Szenerie hielt.
Ich trat erschrocken zurück und stolperte beinahe über einen am Boden liegenden starken Ast, den der Wind von einem Baum abgerissen hatte.
In einer plötzlichen Eingebung wuchtete ich das Holz hoch und warf es auf die beiden Wärter. Die konnten nicht ausweichen und lagen im nächsten Moment auf der Erde.
Das Überraschungsmoment ausnutzend griff ich nach meiner Jacke und enterte die Mauer. Dem oben hockenden Kolumbus versetzte ich einen kräftigen Stoß, er fiel wie ein nasser Sack auf die straße. Seine Leibesfülle milderte den Aufprall und er schien unbeschadet geblieben zu sein. Ich sprang hinunter, zog den alten Seefahrer vom Plattenweg hoch und hinter mir her in Richtung des Wagens, der noch immer am Ende der Straße stand.
Wir hatten hoffentlich genügend Vorsprung, aber ein Aufschrei ließ uns kurz innehalten. Die Verfolger hatten soeben Bekanntschaft mit den Glasscherben auf der Mauer gemacht und würden kaum noch Lust verspüren, uns nachzujagen.
Siedendheiß durchfuhr es mich plötzlich, ich hatte Katja zurückgelassen. Das wurde mir erst jetzt klar.


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sleeping pug
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Anmeldungsdatum: 21.09.2001
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BeitragVerfasst am: 29 Feb 2004 12:35 
   Titel:
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"Katja" stammelte ich "Katja ist noch drinne."
Kolumbus verdrehte die Augen. "Du hast getan, was du konntest. Sie hat es vorgezogen, bei dem alten Schwachkopf zu bleiben. Du kannst ihr nicht mehr helfen. Die Medizinmänner sagen, daß sie eine böse Schizophrenie hat, das geht nicht mehr weg."
Katja hatte früher schon ab und an merkwürdige Halluzinationen gehabt. Ich führte das immer auf die Drogen zurück.
"Warum haben die Medizinmänner dich eigentlich da drinne festgehalten?" Fragte ich Kolumbus. Er sah mich eine Weile nachdenklich an. "Ach weißt du" sagte er schließlich "man kann nie so genau sagen, was in den Köpfen dieser Wilden vor sich geht. Vielleicht wollten sie nicht entdeckt werden?"
Das war plausibel.


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sleeping pug
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BeitragVerfasst am: 29 Feb 2004 12:48 
   Titel:
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Kolumbus sah mich an. "Ich sag' dir was, In dem Moment, in dem deine Augen meine Santa Maria erblicken, hast du Katja vergessen." Seine Augen bekamen einen feuchten Glanz. "Sie ist wunderschön, mit schlanken, bis in den Himmel reichenden Masten, schneeweißen Segeln und einem runden, honigfarbenen, hölzernen Rumpf." Seine Hände zeichneten in der Luft die runden Formen von Santa Marias Rumpf nach.
Ich hatte jetzt sowieso keine weiteren Pläne. Ein wenig mit Kolumbus an der Küste entlangzufahren, würde mich auf andere Gedanken bringen. "Gut! Wo liegt denn deine Santa Maria?"
"In der Bucht!" antwortete Kolumbus.
Da ich seine Navigationskünste mittlerweile kennengelernt hatte, fragte ich nicht nach der Lage der Bucht. Ich entschied, am nächsten Morgen auf der Küstenstraße in Richtung Süden zu fahren.
Zunächst mußten wir uns aber ein Lager für die Nacht suchen. Mir fiel wieder der Strand ein, auf dem Katja und ich so viele Nächte miteinander verbracht hatten.
Wir erreichten den Mustang.



Zuletzt bearbeitet von sleeping pug am 29 Feb 2004 13:06, insgesamt 1-mal bearbeitet

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BeitragVerfasst am: 29 Feb 2004 14:19 
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"Steig ein Kolumbus!", rief ich dem seltsamen Vogel zu und öffnete ihm vom Fahrersitz aus die Beifahrertür.

Am Amaturenbrett klebte noch immer ein wenig getrocknetes Blut von vorhin. Der Geschmack von Currywurst und Bier kam zurück und füllte meinen Mund. Ich sehnte mich nach einem Schluck Wasser. Meine Knie schmerzten, ebenso die Knöchel. Und das wegen dem bißchen Klettern. Mein Gott, dachte ich, du wirst alt.

"Was ist mit dir, Montezuma?" Kolumbus sah besorgt hinüber zu mir. "Hast du es dir jetzt doch anders überlegt?"

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Nibelheim
Fossil



Anmeldungsdatum: 01.10.2001
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BeitragVerfasst am: 01 März 2004 01:43 
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"Nein" gab ich knapp zurück.
Meine Finger krallten sich in das Lenkrad, bis die Haut über den Knöcheln weiß schimmerte. Mir war zum kotzen zumute obwohl ich seit Stunden weder flüssige noch feste Nahrung zu mir genommen hatte. Wie wild kreisten die Gedanken in meinem Hirn, alles schien zuviel zu werden, Katja, Hitler, Kolumbus.......
Die Anspannung löste sich, als ich aus der Ferne ein Martinshorn vernahm, das fehlte gerade noch, die Klinik hatte vermutlich die Polizei alarmiert.
Ich drückte Kolumbus nach unten, wenigstens sollten sie uns nicht sofort entdecken. Das zuckende Blaulicht näherte sich, aber es erreichte uns nicht. Die Polizeikarosse schien eine andere Straße zu benutzen, man suchte wohl doch nicht nach uns.
Mit einem heftigen Seufzer stieß ich den angehaltenen Atem aus und machte mich daran, den Mustang zu starten.
Kolumbus starrte mich wortlos aus großen Augen an ohne zu wissen, was überhaupt vorging.
Mit einem heulenden Geräusch setzte der Motor ein, ich trat die Kupplung und ließ den Wagen nach vorn schießen. Nur weg hier, bevor sich die Klinikleute berappelten und uns doch noch erwischten.
Drei Sekunden später hatten wir das Geschehen an der Mauer hinter uns gelassen. Wohin der Weg , ohne Licht in dunkler nacht, führen würde, war mir völlig unklar.
Kolumbus schien es egal zu sein, denn er knallte bei jedem Schlagloch mit dem Kopf gegen das Seitenfenster, er war einfach weggenickt.


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