Knochenhaus

[edenfelsen]

Dem Tag entboren

Dem Tag entboren, wand’re frei
Auf eines Pfades dunkle Seite
Weil meines Lebens Nacht nun sei’
Seh’ Schatten ich in jeder Weite

Was wohl die schwarze Luft mir bringt?
Ich lass’ sie durch die Kehle steigen
Ein jeder Pulsschlag in mir singt
Doch Blut wird bald zur Kälte neigen

Noch fühle ich des Menschen Licht
Durch meines Herzens Tore fließen
Doch auch die Stille in mir spricht
Ihr Lockruf drängt mich zu genießen

So schließ ich nun die Augen fest
Solln’ Schwingen mich von dannen tragen
Der Tränen Salz, ein kleiner Rest
Den sie nicht wegzuwischen wagen

Der Vorhang fällt, Protagonist
Warst einst vom Schauspiel auch besessen
Nun, wo du in der Wandlung bist
Wird dich das Leben bald vergessen

(© edenfelsen 11.06.2008)

[Minensie]

Gelungen! Wortwahl und Wortegefüge. Alles. Die Passage mit den Schwingen meine ich ähnlich schon gelesen zu haben, allerdings bereitet es dem Gesamten in keinster Weise abbruch.

Gruß

Mine

[Morgenkind]

Sehr schön gelungen. Da kann man echt nicht meckern.

Nachtrag:
Jetzt fällt mir aber auch, dass das Gedicht von 2008 ist. Wie kommt es, dass Du es jetzt erst "ausgegraben" hast? Und kannst Du Dich in Dein damaliges Ich zurückversetzen, das Dich bewogen hat, genau dieses Gedicht zu schreiben?

[edenfelsen]

Hallo Mine, vielen Dank für deine positive Meinung zum Gedicht. Es freut mich das du es für gelungen hältst.


Hallo Dijana, auch dir danke ich für den Kommentar. Ja, da Gedicht ist von 2008 (psst - aus dem selben Jahr wie "Meines Flammenschwertes Ende") und ich stelle halt nicht immer gleich nach dem Schreiben ein Stück auf diese Seite. Es ist übrigens weniger ein "Ausgraben" als vielmehr ein "Selektieren". Das eine oder andere Werk liegt bei mir - unentdeckt von der Öffentlichkeit - noch auf Halde.

Ja, ich weiß auch noch was mich zum Schreiben des Gedichtes bewogen hat. - Sehr tiefsinnige Frage übrigens.

Gruß

edenfelsen