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Benno Bewohner des Knochenhauses
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 80 2.884 Worte gesamt
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Verfasst am: 16 Jun 2007 02:21 Titel: |
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Zwischen "sone Phasen" und panischen Angstzustände liegt ein himmelweiter Unterschied, meine Liebe. Natürlich sind diverse Gefühlslagen und Schwankungen normal, in der "Szene" vermutlich sogar noch häufiger...aber ein Erleben und Fühlen wie in "89" liegt fernab jeglicher "Normalität", denn dass in dem Stück eine explizite und auffallend abweichende Geisteshaltung geschildert wird, steht außer Frage. Inwieweit man diese auf Schizophrenie o. ä. deutet, bleibt dahin gestellt...normal ist das aber sicherlich nicht.
Deine Pauschalisierung auf die gesamte Menschheit zieht deshalb nicht, weil alle jene, die "sowas noch nicht erlebt haben" (und das IST die Mehrheit), nicht dazu zählen...du sprichst als Betroffene für eine absolute Minderheit, und wie bereits erläutert, fällt es mir vor diesem Hintergrund schwer, wirklich deutlich zu machen, für wie krank ich den Geist der weiblichen (?) Person in "89" halte.
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traumtanz Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 16.01.2005 Beiträge: 170 3.311 Worte gesamt Wohnort: Euskirchen
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Verfasst am: 17 Jun 2007 08:56 Titel: |
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hm, diese Neurose Paulas ist einerseits sehr klar, wie hier schon geschrieben wurde, lässt sich andererseits wieder auf jegliche Psychosen übertragen.
"Du würdest dich gern offenbaren"
"Du würdest heute einfach schweigen
Satt dich wie du bist zu zeigen"
All diese Zitate zeigen die Hilflosigkeit, die Einsamkeit und das Versteckspiel der Protagonistin. Ich kriege persönlich immer Klinikbilder in den Kopf, wie Paula im Zimmer kauert. Die Eltern, die sie zu den Ärzten geschickt haben und dennoch bleibt im Kopf ein Duell.
Der Wahnsinn zwischen Realität und Neurose ("heute glaubst du dir selbst nichts mehr") regiert sie und keiner scheint sie zudurchdringen, ihr helfen zu können.
Man, jetzt muss ich schon wieder weinen 
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_________________ "Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf - es kommt nur auf die Entfernung an." Marie von Ebner-Eschenbach
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Schwarzer_Witwer Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 07.07.2007 Beiträge: 296 4.570 Worte gesamt Wohnort: Unter dem Eis
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Verfasst am: 11 Jul 2007 18:13 Titel: ... |
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Hier mal die Kurzfassung davon, wie ich "Neunundachtzig" verstehe:
Eine ältere Frau, die durch die Geschehnisse in ihrer Vergangenheit geprägt wurde. Ängste aus der Kindheit, negative Erlebnisse mit Personen oder ähnliches.
Ein Mann, der diese Frau schon sehr lange kennt. Er hat sie seit mehreren Jahren wiedermal besucht und fand sie morgens in ihrem Zimmer. Die Frau hat meiner Meinung nach teilweise das Gefühl, als würde sie die Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit noch heute vor ihr sehen und ist froh, dass ihr dieser Mann beisteht. ( Wir sind nicht allein )
"Du würdest heute einfach schweigen, statt dich wie du bist zu zeigen"
Ich denke, sie hat Dinge getan, die sie noch heute bitter bereut oder zumindest anders machen würde... Damals, vor Neunundachtzig Jahren...
Wie gesagt; Kurzfassung xDDD
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_________________ Ich hab´ Pillen geschluckt, hab´ mich sediert. Doch die Wirkung lässt nach und mein lächeln gefriert...
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Dead Man Petzender Smileyfetischist
Anmeldungsdatum: 16.03.2004 Beiträge: 1949 83.759 Worte gesamt Wohnort: Zwischen den Teichen
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Verfasst am: 11 Jul 2007 22:27 Titel: Re: ... |
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Schwarzer_Witwer hat folgendes geschrieben: | Damals, vor Neunundachtzig Jahren... |
Also die Textzeile "neunundachtzig ist lange her" als vor neunundachtzig Jahre zu interpretieren, halte ich für seeeehr weit hergeholt. 
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_________________ no hope = no fear
stay negative!
Was hat mich da geritten?
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SchwarzerWitwer Hunde DEMO Besitzer
Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 790 15.539 Worte gesamt Wohnort: Schwetzingen
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Verfasst am: 11 Jul 2007 22:51 Titel: |
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In der Tat
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_________________ "Wir durchstreifen den Hafen ..."
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Schwarzer_Witwer Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 07.07.2007 Beiträge: 296 4.570 Worte gesamt Wohnort: Unter dem Eis
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Verfasst am: 12 Jul 2007 20:37 Titel: ... |
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Hm... -.- Ihr habt vermutlich recht... ^.^
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_________________ Ich hab´ Pillen geschluckt, hab´ mich sediert. Doch die Wirkung lässt nach und mein lächeln gefriert...
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traumtanz Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 16.01.2005 Beiträge: 170 3.311 Worte gesamt Wohnort: Euskirchen
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Verfasst am: 13 Jul 2007 11:16 Titel: |
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...ich fand es so erschreckend, dass es genau mein Geburtsjahr ist 
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_________________ "Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf - es kommt nur auf die Entfernung an." Marie von Ebner-Eschenbach
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Nibelheim Fossil
Anmeldungsdatum: 01.10.2001 Beiträge: 3744 143.650 Worte gesamt Wohnort: Am Sachsenring
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Verfasst am: 13 Jul 2007 22:13 Titel: |
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Seltsamerweise drängen sich mir beim Titel Neunundachtzig immer nur 5 Buchstaben ins Hirn : STASI .
Da würde rein textlich so einiges passen, daß RIG es so gemeint hat, ist allerdings recht abwegig.
Es gibt im Knochenhaus 2 mal Schwarzer Witwer, unterschieden nur durch einen kleinen _ . Das verwirrt mich.
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_________________ Meum est propositum in taberna mori .
ich lasse mich musikalisch verführen von www.lastfm.de
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Ruinfea Reinigungskraft
Anmeldungsdatum: 15.05.2006 Beiträge: 595 10.062 Worte gesamt Wohnort: Unter dem Eis.
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Verfasst am: 28 Jul 2007 20:27 Titel: |
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Siehe dazu das Buch... 1989. *hrööm*
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_________________ Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran reißt.
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Ophelia Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 25.02.2007 Beiträge: 114 10.385 Worte gesamt Wohnort: Bayern
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Verfasst am: 28 Jul 2007 23:30 Titel: |
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traumtanz hat folgendes geschrieben: | ...ich fand es so erschreckend, dass es genau mein Geburtsjahr ist  |
Neunundachtzig ist so lange her... Was schließen wir daraus? Du bist schon alt 
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_________________ Here and now, we are gone in a heartbeat
A dream in the passage of time
Chances are fading, this world isn't waiting
The moment is passing you by..
(Anathema)
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traumtanz Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 16.01.2005 Beiträge: 170 3.311 Worte gesamt Wohnort: Euskirchen
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Verfasst am: 29 Jul 2007 08:31 Titel: |
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Scheiße mann!
Mein Leben ist vorbei!
Ich muss in die Schönheitsklinik was gegen meine Falten tun lassen oder besser: den Sarg auswählen gehen.
Oder wie lisa simpson in einer folge: "Ich werde sterben ohne jemals die wahre Liebe kennengelernt zu haben!"
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_________________ "Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf - es kommt nur auf die Entfernung an." Marie von Ebner-Eschenbach
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Traumtänzerin FIRST POST! [Das Ticket zur Hölle]
Anmeldungsdatum: 03.03.2013 Beiträge: 1 510 Worte gesamt
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Verfasst am: 03 März 2013 16:00 Titel: |
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Ich habe mich dazu entschlossen meinen Beitrag wieder zu löschen.
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Kalt Frischfleisch
Anmeldungsdatum: 15.02.2014 Beiträge: 19 1.637 Worte gesamt
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Verfasst am: 15 Feb 2014 18:29 Titel: |
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Ich wage mich trotz meiner halben Janus-Forum-Jungfräulichkeit mal direkt an eine Interpretation...
Ich war lange auch von der Schizophreniethese überzeugt.
Aufgrund des Albumtitels, habe ich aber inzwischen auch ein paar andere Gedanken dazu:
Es könnte sich auch um eine Art Reinkarnation handeln.
Jemand ist gestorben, und nun wieder lebendig als Kind?männlich, weiblich? wer weiß... und erinnert sich an die traumatischen Ereignisse seines vergangenen Lebens.
Die soziale Umwelt hält aber lieber an den bekannten Normen fest und glaubt an eine psychiatrische Störung, auch wenn die darauffolgende Behandlung dem Betreffenden natürlich nicht hilft, sondern das erlebte Leid nur noch mehr verstärkt. Da die erlebten emotionalen, physischen? Schmerzen nicht als real sondern als irreal bewertet werden, aber die Flashbacks in Träumen etc. sich für die Person ja als sehr real zeigen.
Da dies aber der Person nie geglaubt wird, versteckt sie sich stets und ständig unter ihrer Alltagsmaske des Schizophrenen.
Allerdings bleibe ich auch gerne bei der Schizophreniethese, da es zu gut passt.
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Etheriel Alter Knochen
Anmeldungsdatum: 06.02.2008 Beiträge: 301 30.614 Worte gesamt Wohnort: Dinslaken
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Verfasst am: 15 Feb 2014 21:59 Titel: |
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Ich würde hier nicht so tief in die Psychokiste greifen. Für mich ist das eine traurige Begegnung nach Jahren.
Der personeller Ich-Erzähler spricht an die Frau gewandt von Erlebnissen in der Vergangenheit. Die erste beiden Strophe blickt in eine Gemeinsame Vergangenheit zwischen Sprecher und Adressatin zurück:
'Ich fand Dich in Deinem Zimmer morgens früh um vier. Deine Stimme kaum zu hören als Du sagtest "er ist hier!".
Der Bruch in die Gegenwart kommt erst mit dem Refrain "heute würdest Du einfach schweigen..."
...Ich habe mich beim Hören oft gefragt ob Scherbengesicht und 89 nicht zumindest in der Entstehung der Texte sehr eng miteinander verwoben waren. Beide Adressatinnen haben tragische evtl. traumatische Erlebnisse hinter sich und in der Gegenwart Fassade aufgebaut. Der Erzähler hingegen hatte Einblick in das Leben der Adressatin. Ein Grund weshalb ich auch nicht von einer Liebesbeziehung ausgehe, beide Frauenfiguren führen nur oberflächliche Romanzen und öffnen sich ihren Partnern nicht. Die anfänglich geschilderte Situation, die Erinnerung daran welche Schwäche die Frau einst in ihrer Angst offenbarte, spricht gegen eine sexuelle Beziehung.
1989 wäre somit der Zeitpunkt des traumatischen Ereignisses gewesen, dieser 'Er' wäre der Verursacher gewesen. Und die geschilderten gemeinsamen Erlebnisse wären deutlich nach dem Trauma gewesen. (Also Drei Zeitebenen)
In der Gegenwart ist alles unter einer Fassademauer.
Damit bleiben die Stimmen und das Lachen, als fragliche Elemente, die ich immer als eine Art Rückblende von der Gegenwärtigen Situation, der Begegnung mittlerweile entfremdeter Charaktere in die damaligen Situation des Vertrauens und der Offenbarung verstanden habe, Aussagen der Frau während der Erzähler sie durch die Wohnung führt und ihr die Angst nehmen will.
In der Gegenwart bleiben die Figuren dann allein zurück. Die einstige Nähe hat vermutlich die Bindung zerstört. Zuviel Offenbarung von Seiten der Frau, dabei soll doch keiner soviel über sie wissen, damit wäre sie erneut verletzlich und angreifbar und eben dies möchte sie nicht sein, niemals wieder.
EDIT:
Die Erzählung selbst, ist damit vornehmlich eine Erkenntnis des Erzählers bezüglich der Differenz zwischen Erzähler und Adressatin. '89 ist lange her', Worte die einstmals beruhigen sollten sind nun noch länger her und Kennzeichnen damit auch wie weit sich die Figuren voneinander entfernt haben. Also ein Blick aus der Gegenwart in die gemeinsame Vergangenheit in welcher ihre Vergangenheit sie einander so nahe brachte, dass ein Auseinandergehen (aus ihrem bestreben Stärke zu verkörpern) zwangsläufig geschehen musste.
Die Stimmen und das Lachen(beides Ausdrücke von Angst) waren Dinge der Vergangenheit, die in dem Zusammenbruch und der Beruhigung präsent waren.
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_________________ Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke
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Kalt Frischfleisch
Anmeldungsdatum: 15.02.2014 Beiträge: 19 1.637 Worte gesamt
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Verfasst am: 16 Feb 2014 14:36 Titel: |
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Klingt für mich so zumindest auch schlüssig.
Sich an eine gemeinsame Verbindung zurückerinnern, kann auch immer etwas schmerzlich sehnsuchtsvolles haben.
Obwohl ich bei Scherbengesicht, Das Gesicht usw. immer eher geneigt bin, von den Thema um Erkrankung und Störung wegzugehen.
Fassaden aufzubauen gehört für mich eher zur ganz normalen Bewältigung und das Gegenseitige Zeigen seiner Verletzlichkeit bzw. das alltägliche Analysieren von anderen irgendwie auch zum alltäglichen Kontakt.
Ich empfinde die Momente, in denen man sich vielleicht vom üblichen lächelnden Heile Welt Mythos wieder entfernt, als doch recht gängig.
Zumindest bei Scherbengesicht mag ich besonders für mich diesen Aspekt, dass sich jeder ein wenig und seine Umwelt wieder erkennen kann.
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