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Nachwirkung

 
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Kolb
Frischfleisch



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 19
1.531 Worte gesamt
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 03 Jul 2007 01:51 
   Titel: Nachwirkung
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So, hier mal ein kleiner Versuch von mir.
Für Kommentare, Kritik usw. wäre ich sehr dankbar


Nachwirkung

Dunkelheit - beruhigend, tröstend - sicher.
Das schwarze Nichts umhüllt mich sanft und mein Denken verwandelt sich in schwerelose Nebelschwaden, die mir langsam entgleiten.
Sichere, beruhigende, tröstende Dunkelheit und doch vermag mich der Schmerz nicht zu entlassen. Hält mich fest, bohrt sich in meinen weißen, kalten Leib und zermürbt mich mit jeder einzelnen Berührung von dir.
Ich halte meine Augen geschlossen, lasse die Realität nicht in mein Bewusstsein eindringen. Meine Seele windet sich, versucht zu flüchten, sich aus den eisernen Fesseln deiner erdrückenden Gegenwart zu entreißen.
Stetig auf der Suche nach Freiheit, Glück und Geborgenheit - stetig auf der Suche nach mir, nach meinem wahren Ich - nach dem Individuum, das sich tief in mir vergraben hat. Es hält sich versteckt - hinter tonnenschweren Mauern verharrt es geduckt, darauf bedacht nicht entdeckt zu werden. Umringt von Schmerz, Leere und der Pein unzählbarer Nächte erschafft es sich ein zweites Leben. Eines, in dem Es es selbst sein darf, in dem die Entscheidungsgewalt über Körper, Geist und Seele in seiner Hand liegt - in meiner Hand.
Ein Leben, in dem der Schmerz nie so weit reichen konnte.
Eines, in dem die Liebe, das Glück und die Wärme die schwarzen Schatten der Scham und der peinigenden Fremdkontrolle zersprengen - sie nie entstehen lassen.
Beruhigend ist dieser Ort, abgeschottet von jeglichem Empfinden, jeglicher Realität.
Ich bleibe dort. Einsam zwar und doch glücklich. Mein Körper liegt brach unter deiner Last doch meine Seele war mächtig genug das einzige Schlupfloch zu finden, sich hindurch zu zwängen und zu warten - sich zu retten. Ich werde ruhiger, mein Herz schlägt bedächtig, ich lasse mich fallen und genieße die Stille um mich herum. Nichts vermag mich zu verletzen. Das Gefühl der Angst wird mir allmälich fremd.
Ruhe - gedankenlose Ruhe.

Und doch beginnen die Mauern zu bröckeln. Schmerz - unbeschreiblicher plötzlicher Schmerz belebt all meine Sinne von neuem. Dunkle Schwaden erdrückender Realität bahnen sich ihren Weg in meinen, noch vor wenigen Sekunden so sicheren Zufluchtsort und nichts ist fähig sie aufzuhalten.

Ich höre dich - jeder Laut von dir hallt in mir wieder, wird lauter - immer lauter, macht mich verrückt.
Ich rieche dich - rieche dein Dasein, deinen Körper, deinen Saft. Stärker, stärker und intensiver denje.
Ich spüre dich - spüre deinen Schweiß auf meiner Haut, der mich mehr und mehr verätzt. Spüre deine Atem wie Faustschläge immer und immer wieder in mein Gesicht prallen. Spüre Dich in mir. Mit jeder deiner Bewegungen stirbt ein Teil von mir bis ich zerbrochen, ja tot am Boden liege und selbst der kleinste Teil von mir des kämpfens überdrüssig ist.

Fast hektisch suche ich ihn, den letzten Ort der Sicherheit in mir. Meine Seele bettelt förmlich darum sich dort geduckt, fast apathisch verkriechen zu dürfen.
Doch dieser Ort existiert nicht mehr. Hilflos muss ich mir eingestehn, das der letzte Rest von mir, der letzte Rest meines wahren Ichs, der letzte Rest eines Individuums, das mir unendlich wichtig war von den schwarzen, gnadenlosen Schatten endgültig in die Knie gezwungen wurde.

Ich - habe aufgegeben...
Ich - exestiere nicht mehr...
Ich - bin tot, erstickt an dir...

Und doch öffne ich meine Augen, will meinem Mörder, dem Mann, der mich Nacht für Nacht erstickt ins verzerrte Gesicht blicken.
Will ihn hassen,
ihn zerstören,
will ihn nie gekannt haben.

Doch sehen meine Augen nicht die Fratze eines unheilbringenden Monsters aus längst vergangenen Tagen.
Ich sehe dich - mein Schatz.
Dich, den ich liebe, dem ich vertraue, den Mann, mit dem ich glücklich bin.
Deine Augen blicken mich an, deine Worte klingen so sanft

und doch...

...zerreißt mein schriller Schrei die dunkle Stille um uns herum


Lass mich!


So lass mich doch endlich


_________________
Denn die einen stehn im Dunkeln und die andern stehn im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.
( Berthold Brecht )
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