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Mein letzter Gang

 
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dieKleineVonNebenan
Alter Knochen



Anmeldungsdatum: 16.02.2006
Beiträge: 200
41.548 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 19 Jan 2007 23:16 
   Titel: Mein letzter Gang
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Ganz still und leis,
mein letzter Gang?
mein letzter Gang!

Mir ist schon kalt,
Die Hände klamm.
Mein letzter Gang?

Die Wände weiß,
Der Stimmen Klang.
Mein letzter Gang?

Er schaut mich an,
Macht Häkchen dann.
Mein letzter Gang?

Zum Keller ging ich,
Duschen dann.
Mein letzter Gang?

Zu viele waren's.
Wasserklang?
Mein letzter Gang?

Kein Wasser kam,
Auf meinem Gang.
Mein letzter Gang.


vom 19.Januar 2007


Ein Gedicht zur Euthanasie in Hadamar während der NS-Zeit.


_________________
irgendwie abwesend...
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Dead Man
Petzender Smileyfetischist



Anmeldungsdatum: 16.03.2004
Beiträge: 1949
83.759 Worte gesamt
Wohnort: Zwischen den Teichen

BeitragVerfasst am: 19 Jan 2007 23:51 
   Titel:
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Ich finde, es kommt durch die kurzen Reime und die häufige Wiederholung von "Mein letzter Gang" zu leicht rüber. Da könnte man mehr Emotionen hineinbringen. Also nicht ich, aber Menschen die dichten können.

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Was hat mich da geritten?
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Minensie
Dichterin



Anmeldungsdatum: 25.12.2003
Beiträge: 1133
55.232 Worte gesamt
Wohnort: Bamberg

BeitragVerfasst am: 23 Jan 2007 18:30 
   Titel:
Antworten mit Zitat

schwer so ein gedicht zu kritisieren, der "widmung" wegen.

dennoch wag ich es.

zwei strophen ohne "mein letzter gang" hätten es runder gemacht. meiner meinung nach. auch finde ich zwei drei strophen sehr gedrungen.

Zum Keller ging ich,
Duschen dann.
Mein letzter Gang?

Zu viele waren's.
Wasserklang?
Mein letzter Gang?


zumal bei der ersten strophe die wiederholung von "dann" nicht so gelungen ist.

meine hochachtung überhaupt so ein thema aufzugreifen. da bin ich aufrichtiger schisser und lass die finger von, für mich, so heiklen themen.

mine


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Ersiehtan
Melancholia



Anmeldungsdatum: 07.04.2004
Beiträge: 738
31.993 Worte gesamt
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 23 Jan 2007 18:47 
   Titel:
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"Ich finde, es kommt durch die kurzen Reime und die häufige Wiederholung von "Mein letzter Gang" zu leicht rüber. Da könnte man mehr Emotionen hineinbringen. Also nicht ich, aber Menschen die dichten können."

Ich verstehe was Du meinst, dennoch muss ich sagen finde ich es hier passend, da es die Widersprüchlichkeit des Ganzen so schön zeigt.

Wie verwirrt müssen diese Menschen gewesen sein, denen man sagte sie würden jetzt nur erstmal ordentlich duschen?

Welche Achterbahn geht im Kopf vor sich, nachdem was sie bis sie dort "angekommen" waren erlebt haben.

Vielleicht waren wirklich einige leichten Fusses, da sie dachten, doch nur zu duschen.

Verstehste wie ich es verstanden habe?

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dieKleineVonNebenan
Alter Knochen



Anmeldungsdatum: 16.02.2006
Beiträge: 200
41.548 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 24 Jan 2007 02:12 
   Titel:
Antworten mit Zitat

vielen lieben dank für die kommentare


vielleicht klärt sich zumindest dies hier auf:
Zitat:
Wie verwirrt müssen diese Menschen gewesen sein, denen man sagte sie würden jetzt nur erstmal ordentlich duschen?

Welche Achterbahn geht im Kopf vor sich, nachdem was sie bis sie dort "angekommen" waren erlebt haben.

Vielleicht waren wirklich einige leichten Fusses, da sie dachten, doch nur zu duschen.


Die "Heil- und Pflegeanstalt" Hadamar hatte im Jahr 41 innerhalb von 8 Monaten über 10000 Menschen vergast. Die Gaskammer, die ca 60-70 Leute fasste wurde eigens dafür im Keller aufgebaut. Es gab zwei Öfen. Es steht fest, dass diese Anlagen (auch in den anderen Heimen) nur kleinere Versionen der danach verwendeten Vorrichtungen in den Konzentrationslagern waren.
Während dieser Zeit gab es keine stationären Patienten, alle wurden in grauen alten Postbusen "angeliefert" in der Garage hinter dem Haus ausgeladen. Die "Patienten" standen unter Medikamenten, unter ihnen waren auch halbjüdische Kinder aus Waisenhäusern (nicht zwangsläufig Waisenkinder), sowie geistig und körperlich Behinderte und psychisch Kranke (jeder war krank, der nicht dazu passte). Aus der Garage gingen sie in das Haus, in den Auskleideraum, wo sich alle vollständig entkleiden mussten und alte Militärmäntel bekamen. Danach wurden von den Patienten Photos gemacht und sie wurden dem Arzt vorgeführt. Dieser hatte die Todesursache zu vermerken, was anhand einer vorgefertigten Liste gemacht wurde (Lungenentzündig, Blindarmdurchbruch etc). Danach gingen die Patienten in den Keller duschen.
Ende 41/Anfang 42 wurden die Gasflaschen und Öfen abgebaut. Danach hat die Heil- und Pflegeanstalt auch Patienten stationär aufgenommen und sich dieser durch Wasser und Nahrungsentzug, aber auch durch Medikamentenüberdosis, entledigt. Und auf dem hauseigenen Friedhof in Massengräbern verscharrt (außer die KInder). (Dies waren nochmals 5000 Menschen).


Das Gedicht schrieb ich in einem Seminar (Lehramt für Geschichte), es war eine spontane "Eingebung".


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Dead Man
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Anmeldungsdatum: 16.03.2004
Beiträge: 1949
83.759 Worte gesamt
Wohnort: Zwischen den Teichen

BeitragVerfasst am: 24 Jan 2007 10:03 
   Titel:
Antworten mit Zitat

Ersiehtan hat folgendes geschrieben:
Vielleicht waren wirklich einige leichten Fusses, da sie dachten, doch nur zu duschen.

Verstehste wie ich es verstanden habe?


Aber das Gedicht ist schon überschrieben mit "Mein letzter Gang" und diese Worte kommen bereits in der 1. Strophe vor. Das deutet für mich darauf hin, dass zumindest eine Vermutung vorhanden war, was einen tatsächlich erwartet.

Aber ich glaube trotzdem, dass ich verstanden habe, wie Du es meinst.


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