Knochenhaus

[Lex]

An der Kasse

LEX


Es ist schon bemerkenswert welche Schaugestalten das öffentliche Leben bietet. Ein freilich gutes Beispiel ist der fast alltägliche Kassengang. Die ist weniger das uralte Ritual des Bezahlens, als vielmehr ein Geschehen bei dem man Zuschauer und Statist sein darf.

Ein Jeder kennt es, einer nennt es.

DIE BERÜCHTIGTE OMA, die es versteht sich an der Kasse vorzudrängeln.
Wer kennt sie nicht? Die allgegenwärtige alte Dame mit Zielgerichtetem und doch scheinbar abwesenden Blick. Wer glaubt dieser Frau bitteschön, dass sie sich nur aus Versehen vordrängele? Ihr hohes Alter benutzt sie als Waffe auf ihrem Feldzug gegen das Vergessen, auf ihrem Rachefeldzug gegen die alltägliche Nichtbeachtung ihrer Person. Wer glaubt dem Großmütterchen bitteschön, dass sich ach so wenig Zeit hätte? Es gibt für alte Leute ja so viel zu tun und Unmengen an Besorgungen zu machen welche ungetan katastrophenähnliche Zustände annehmen würden. Was will man machen wenn sich dieser graue vom Zerfall gezeichnete Dinosaurier mit der Vorhut des Gitterpanzers zwischen die Konsumenten mogelt, sich einpflanzt, sich impliziert? Wer ist Rebell genug dem Dinosaurier die Füße zu brechen. Ich bin mir sicher, würde es jemand tun wäre niemand so tapfer sich auf dessen Seite zu stellen.

DAS VORLAUTE GÖR ist wohl das Bitterste was einem an der Kasse wiederfahren kann, vor allem wenn man sich augenscheinlich von der Masse abhebt. Es gab eine Zeit da trug ich pinke Haare geformt zu einer Parodie langer Stacheln. Es erfordert ein gewisses Maß an Mut und Unberührtheit sich so aus dem Haus zu trauen aber irgendwann bekommt man`s dann doch mit voller Breitseite verpasst.
Mama guck mal die Haare da von dem Mann, Mama guck mal der Mann hat rosa Haare, Mama, Mama, Maaaaamaaaaa --- Pschhhhhht Sören. In diesem Moment (ich wage es nicht mich umzudrehen) frage ich mich dann aber doch, wem es wohl peinlicher ist in dieser Situation eingeengt in einer Horde von Zuschauern zu stehen. Mir, oder der Mutter des kleinen Sören. Die Mutter ward ungewollt zum Statisten geworden, eine Marionette ihres Sohnes. Er spielt mit ihr ohne es zu wissen. Dieser Sören, das ist schon einer.




NE PULLE WEIßEN ist ein erweckender und in allem Falle Aufmerksamkeitserzeugender Satz. Ähnliches spielt sich oft in Tankstellen ab wie ich es auch schon Mal erleben durfte.
Ne Pulle Weißen sagte die Frau mit gezwungen klarer und leiser Stimme. Ich denke man kann diesen Satz so leise sagen wie man will es würde einfach nichts bringen. Die Aufmerksamkeit wäre uneingeschränkt komme was da wolle. Was passiert nun? Wie geht die Verkäuferin damit um? Weiß sie wie jetzt zu verfahren ist? Die Spannung steigt ins Unermessliche.
Welchen? Unglaublich ich bewundere diese Verkäuferin mit nur einem Wort so trocken ausgespuckt das Verkaufsgespräch in Schwung zu bringen. Den Billigsten. Ab jetzt geht alles ganz schnell Die Ware wird gegriffen die Unmengen an Kleinstkleingeld übergeben und die Frau stolpert schnellen Schrittes mit Tiefgebeugtem Kopf aus der Tankstelle zu ihrem Fahrrad. Jeder hier denkt und möchte am liebsten ein Lästergespräch beginnen doch Zurückhaltung ist geboten schließlich kennt man niemanden hier und Auffallen ist doch das Wenigste was man will. Oder?

[Minensie]

ich bin altenpflegerin (jaja, in ausbildung, ich weiß *gg*) graue dinosaurier kenne ich nicht *kicher*
darf ich auch mal was dazu schreiben, wenn ich denn mal dazu komm? mir fällt da nämlich was zu ein *kicher*

achja, und ich dachte immer "gör" = weiblich *gg*

die pinken haare würd ich ja zu gern mal sehen! hast du nich n bild? *gg*

mine