Königin der Unwahrheit Bewohner des Knochenhauses
Anmeldungsdatum: 12.08.2005 Beiträge: 95 3.330 Worte gesamt
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Verfasst am: 21 Aug 2005 15:22 Titel: Bis der Tod euch scheidet |
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Sie kannten sich schon seit Kindertagen. Sie haben zusammen Verstecken gespielt und sich später das Küssen beigebracht. In der Schulzeit haben sie sich geholfen wo sie konnten. Schlechte Noten, Probleme mit den Eltern,
Liebeskummer. Sie konnten sich alles sagen. Zwischen ihnen war etwas Besonderes wie man es selten findet.
Doch dann ging sie zum Studieren ins Ausland und auch er zog in eine andere Stadt. Am Anfang schrieben sie sich lange Briefe und besuchten einander häufig. Aber die Briefe und Besuche wurden weniger und irgendwann blieb dann auch die Karte an Weihnachten aus. Ihre Leben waren zu verschieden geworden. Doch hin und wieder dachten sie wehmütig an die alten Zeiten zurück.
Inzwischen war sie eine erfolgreiche Anwältin geworden und er hatte eine Familie gegründet. Sie war in ihrem Job so eingespannt, dass sie keine Zeit für soziale Kontakte oder gar eine Beziehung hatte. Langsam aber sicher vereinsamte sie.
Seine Ehe ging nach nicht einmal drei Jahren in die Brüche. Seine Frau hatte ihn belogen und betrogen.
Als es ihm an einem Abend, wie so oft in letzter Zeit, besonders schlecht ging musste er an seine alte Freundin denken und schrieb ihr einen langen Brief. Sie freute sich sehr, dass er sie nicht vergessen hatte. Auch sie hatte in letzter Zeit, wenn sie abends in ihrer kalten und leeren Wohnung saß, an ihn und die alten Zeiten gedacht.
Sie beschloss, ihn zu besuchen.
Eine Woche später landete sie nach einem langen Flug am Flughafen und war sehr aufgeregt. Er wollte sie abholen.
In der Ankunftshalle erkannten sie sich fast sofort wieder und es war auf Anhieb wieder etwas Vertrautes da. Er hatte ein paar mehr Falten bekommen, aber sie machten ihn attraktiver denn je. Er verliebte sich in sie als er sie dastehen sah, wie sie sich hilflos umschaute. Es machte sie so verletzlich.
Wie selbstverständlich küssten sie sich als sie voreinander standen und im selben Augenblick wussten sie, dass niemand sie je wieder trennen könnte. Schweigend gingen sie zusammen zum Auto. Im Moment gab es nichts zu sagen. Zum Reden würden sie noch ihr ganzes Leben Zeit haben. Sie stiegen in sein Auto und fuhren los.
Es war schon dunkel draußen und zu spät sahen sie den LKW als sie aus der Flughafeneinfahrt bogen.
Es gab einen lauten Knall, Flammen loderten.
Beide waren auf der Stelle tot.
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