Knochenhaus

sonnenkind · Verfasst am: 12 Apr 2005 14:27 Titel: Fünf mal in meinem Leben.

Bilder von Menschen in Augenblicken, die ihr Wesen zeigten.

Einverleibung, Momentaufnahme, Abschied, Erinnerung und Verheißung, die sich nun erfüllt.

Freiheit
[Mahlstein]

Sie stand im Regen
mit leeren Armen und Augen
blank wie Kieselsteine.
Ich schloss sie ein
in meine Arme und
sank in ihren Strudel.

Dann brach sie aus
die Fäuste geballt
- meine Arme waren offen.

Jetzt steht sie hier
in ihren Armen ein Kind
sie nennt es Liebe doch
seine Augen sind wie Kiesel.
Will es mir geben doch
meine Arme sind verschränkt.
»Warum?«

Letzter Tag

Leise blickt das Tier aus seinen Augen,
als er um die Ecke kommt.

An der Brücke
spiegelt das Fell im Wasser,
als er meine Hand nimmt.

Ein Lächeln
und leichte Worte
lassen Wolfsaugen leuchten, doch
sie warnen nicht.

Ich gleite durch seinen Mund,
seine Zähne
pflastern den Weg
und Flügelknirschen.

siles

Auf schwarzer erde
...kirschblüten.

Ich biege deine zweige zur
...schattenlaube abends:
in dir will ich ruhen.

Wenn morgen ist
...will ich antwort ernten
mein Freund.

Ohne Titel
[Für M.]

Immer suchen wir
Spuren auf Sommerhaut
im Herbst:
...Deine Hände erinnern sich.

Fliegenfüße trommeln
auf meinen Weltenbauch
...rufen den Abend aus.

Bewahre unser Lied, mein Freund!
Schreib es ins Gewebe
Deines Haares
...eh es verblasst.

Pergament

Von Deiner Haut
lese ich
mein Leben.

Ich folge der Spur
Deiner feuchten Sommer
ins Faltengewirr,
suche Tränen.
Finde Salz.

Niemand sagte mir,
wie tief Deine Furchen sind.
Ich habe mich verlaufen.

RIG · Verfasst am: 24 Apr 2005 10:09 Titel:

Hallo Sonnenkind,

diese Gedichte habe ich gerade erst entdeckt. Als alter Meckel-Fan finde ich sie wunderschön! Bitte mehr davon!

Gruß
RIG

Lothar The Lion · Verfasst am: 25 Apr 2005 09:40 Titel:

Da muss ich mich Rig anschliessen: Wunderschön und faszinierend!

sonnenkind · Verfasst am: 27 Apr 2005 20:32 Titel:

Mehr...

Das Problem dabei ist, dass ich seit dem 12.11. nicht mehr geschrieben habe. Es ist nicht mehr nötig. Ich habe den Menschen gefunden, dem ich diese Worte ganz schenken möchte, unwiederholbar.
Ich weiß nicht, ob sie sich einmal wieder in Gedichten niederschlagen. Es mag sein.

Schöpfen kann ich noch aus einem Fundus älterer Gedichte, das ist keine Sache, aber im Moment sind es doch eher Bilder, in denen sich Momente, Gedanken, Gefühle niederschlagen.

Nibelheim · Verfasst am: 27 Apr 2005 22:47 Titel:

sonnenkind · Verfasst am: 27 Apr 2005 23:22 Titel:

Glück braucht man nicht.

Im Sinne des Glücklichseins: Das erfüllt. Es gibt Kraft, ja. Aber es lebt in Augenblicken, ist nichts Erreichbares.
Ausgelegt als "positives Schicksal[/Zufall]" brauche ich es erst recht nicht. Ich glaube an Bestimmung, ja. Allerdings macht es dann keinen Sinn, darauf zu hoffen, dass sich alles zum Guten wendet... Glück zu wünschen eben.

Aber sonst: Danke.

Nibelheim · Verfasst am: 28 Apr 2005 23:13 Titel:

He Sonnenkind, tolle Betrachtungsweise, von dieser Seite bin ich die Angelegenheit Glück noch nie angegangen. Danke für den Denkanstoß.

sonnenkind · Verfasst am: 29 Apr 2005 23:23 Titel:

Stets zu Diensten.

sonnenkind

Dead Man

Nibelheim

Sonnenkind, wenn ich jetzt lapidar schreibe : Pech gehabt , würde das der Sache sicher nicht gerecht. Weil sich sofort wieder die Frage nach Glück..... nun, das hatten wir schon geklärt.
Tja, so ist das Leben. Mal weiß, mal schwarz. Oft grau.
Immerhin dürfen wir Leser uns auf neue Gedichte freuen !?