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Schulreform
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Thana
Alter Knochen



Anmeldungsdatum: 04.11.2001
Beiträge: 261
13.849 Worte gesamt
Wohnort: Tharandt

BeitragVerfasst am: 18 Sep 2004 10:37 
   Titel:
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Ich hab ja nun beide Systeme mitgemacht - POS bis zur 7., Gymnasium mit Kurssystem ab der 8., und ich fand die POS sehr viel angenehmer. Vielleicht lag es ja auch an der "Kaffmentalität", daß der Zusammenhalt dort wirklich um einiges besser war. Man kannte sich von klein auf, zum Teil schon aus dem Kindergarten. Natürlich gab es Reiberreien und Grüppchenbildung, aber nie so extrem und agressiv, wie das später am Gymnasium war. Einerseits waren wir nur 15, später 12 Schüler. Da hatte der Lehrer tatsächlich Zeit, auf einzelne Schüler einzugehen. Die Lehrer waren zwar auch keine Engel und ein paar ziemliche Trottel dabei, aber eben auch ein paar "Treffer" - das wird wohl überall und immer so sein. Allerdings hat ein engagierter Lehrer bei einem so kleinen, eingeschworenen Klassenverband meiner Meinung nach wesentlich bessere Chancen, mit der Klasse "was anzufangen". Und wenn uns ein Lehrer nicht passte, hatten wir bessere Möglichkeiten, gegen ihn vorzugehen - weil wir uns einig waren.
Am Gymnasium? Zusammengewüfelte 28-Schüler-Klassen, die die Lehrer kaum unter Kontrolle hatten, Konkurrenz statt Zusammenarbeit und - der westlichen Gesellschaft sei Dank - ein Haufen "bessergestellte" Ärzte-, Kommunalpolitiker-, Unternehmerkinder gegen ein paar "dumme Landeier" und "Arbeiterkinder". Toll, wenn man sich nach den Sommerferien anhören kann, wie toll die Ägyptenreise war, oder die Mittelmeerkreuzfahrt. Ja, Zuhause war's auch schön.. . Das ist auch eines der Hauptprobleme an den jetzigen Schulen - die sozialen Differenzen. Die gab es damals auch, aber bei weitem nicht so schlimm. Wie soll denn ein Zusammenhalt entstehen, wenn das Bankkonto der Eltern sowohl bei Lehrern als auch bei Mitschülern mehr zählt, als Zensuren oder soziales Verhalten? An der POS war es bei uns üblich, daß die 9. und 10. Klassen in den Pausen auf die Kleinen aufpaßten, bei Hausaufgaben halfen usw. Und die waren stolz drauf, daß man ihnen Verantwortung übergab. Man hatte Aufgaben in der Klasse, die man erfüllen mußte - auch wenn es nur Kleinigkeiten waren, es war ein gutes Gefühl, "für etwas zuständig zu sein" - wenn man Milchdienst hatte und man holte keine Milch, dann hatte keiner was zu trinken.... kleine aber wichtige Lektionen. Sowas fehlt heute völlig. Jeder ist sich selbst der nächste, und die meisten Lehrer fördern die Konkurrenz eher noch, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. Das das DDR-System so erfolgreich war (die Finnen haben es abgeschaut, und wir wissen ja, wo die in der PISA Studie gelandet sind), lag nicht nur an der einheitlichen Schule, sondern an den vielen kleinen Dingen "nebenher" - AGs aller Art, Hort, mehr Wert auf dem Klassenschnitt als auf einzelnen, Verantwortung und und und. Ich will hier das alte System nicht in den Himmel heben - sicher hatte es auch seine Fehler, und ich kann auch nur über meine Schule urteilen. In den Städten mag es völlig anders gewesen sein, aber ich habe mich zu DDR Zeiten an der Schule sehr sehr viel wohler gefühlt, als das später jemals wieder der Fall war.


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Borderline
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Anmeldungsdatum: 11.01.2003
Beiträge: 498
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Wohnort: Toolarmy

BeitragVerfasst am: 19 Sep 2004 13:52 
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[ohnedenganzenThreadgelesenzuhaben]
Ich bin klar für Ganztagsschulen, Gesamtschulen etc.
Und ich bin auch dafür dass es nichtmehr Ländersache sein soll. Es kann nicht sein dass ein Bayer oder BWler mehr Chancen auf nen Studienplatz hat als ein Sachse oder sowas. Was kann man denn selbst dafür in nem Bundesland zur Schule zu gehn, wenn da'n schlechteres Abi is!? Nur so zum Bsp.
Zudem sieht man klar auf meiner Schule dass es nach dem Gesamtschulenkonzept mehr zum Abi oder zur FHR schaffen...das sind hier nämlich ganze 80%. Von der ersten Klasse aus gesehen.
Zudem finde ich es auch falsch, künstlerische Fächer abzuschaffen, wie sies in den vergangenen Jahren sehr gerne an Gymnasien etc. getan haben. Künstlerische Fächer sind unheimlich wichtig, so meine Meinung. Die ganze theoretische Scheiße, die man sich den ganzen Tag ins Hirn ballern lässt, sollte nicht der einzige Inhalt einer Schullaufbahn sein, denn die Schule sollte die eigenen Fähigkeiten fördern.
Und wenn ich nicht die Schule gewechselt hätte, hätte ich jetzt wahrscheinlich nicht so ne gute MR, wenn überhaupt.

Ich habe so oder so kein vertrauen in das deutsche Schulsystem, und werde daher meine Kinder später auch auf eine Privatschule stecken.
Aber gute Bildung sollte für jeden zugänglich sein.

Aber, mal so nebenbei:
Verdummung der nächsten Wähler....was will die SPD und die CDU wohl mehr?

[/ohnedenganzenThreadgelesenzuhaben]


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Xenaris
Bewohner des Knochenhauses



Anmeldungsdatum: 24.08.2004
Beiträge: 46
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BeitragVerfasst am: 19 Sep 2004 18:45 
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Das deutsche Schulsystem krankt unter Anderem daran, dass man nicht danach geht, was für die Schüler das Beste ist, sondern man sich lieber politisch profiliert. Was macht die Landespartei, die gerade an die Macht gekommen ist? Bingo, das Schulprogramm der Vorgänger umschmeißen und am besten das Gegenteil machen, selbst wenn das, was die anderen in ihren Richtlinien geschrieben hatten, durchaus vernünftig war.

Außerdem kommt die gute alte "das hammer schon imma so gmacht!"- Mentalität dazu. PISA ergab eindeutig, dass zu viele Tests in deutschen Schulen gemacht werden, dass die schon sehr frühe Notengebung und Selektion den Schülern eher schadet und sie unter Druck setzt. Was war die erste Reaktion aus Deutschland auf PISA? Bingo: "Wir müssen mehr testen!"

Und nur so nebenbei: In der europaweiten Vergleichsstudie IGLU, die die Grundschüler der Länder verglich, war Deutschland im guten Mittelfeld. Als Reaktion auf PISA wird aber gefordert, in der Grundschule mehr zu testen, zu selektieren und alles anders zu machen. Aha. Die machen auch alles falsch in den Grundschulen, wie kann man es wagen, Kinder nicht dauernd unter Druck zu setzen und auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen...

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Borderline
Grenzgängerin



Anmeldungsdatum: 11.01.2003
Beiträge: 498
14.322 Worte gesamt
Wohnort: Toolarmy

BeitragVerfasst am: 19 Sep 2004 23:01 
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Jaja, die lieben Politiker und ihre Reformen.
Gerade was die Schulreform betrifft, mangelt es ihnen offenbar an Feingefühl für die zukünftigen Bevölkerer ihres Landes
Die Klassen sind meißt zu groß (35 Schüler sind auf meiner alten Schule nichts seltenes), die Lehrer dadurch verständlicherweise überfordert....
Wenn ich mir aber auch überlege wieviele Stunden damals in der Woche ausgefallen sind! Ganze Tage sind ausgefallen, wegen Lehrermangel.
Es war immer totales Chaos.
Wie kann man erwarten dass ein alter Französischlehrer es schaffen soll 34 Schüler durch die Tests zu jagen?????
Nicht nur ich bin damals sitzengeblieben. Von diesen 34 Schülern sind ganze 12 (!!!!) sitzen geblieben. Und ich bezweifle, dass wir alle zwölf schlichtweg zu blöd waren....

Klassenfahrten wurden gestrichen, genauso irgendwelche Museumsbesuche oder sonstige ausserschulischen Unternehmungen (Ich meine...Klassengemeinschaft? Wer braucht das noch? Friss oder Stirb! Nix hier mit einer für alle und alle für einen....zudem...Museumsbesuche??? Kultur??? Wieso auch. Braucht doch kein zukünftiger BWLer der unsre Wirtschaft auf Vordermann bringt....)....

Ich finde für diese Kürzungen kein Verständnis, und bezweifle verdammt stark, dass das der richtige Weg ist.

An der Zukunft zu sparen ist schier grotesk in meinen Augen. Unmöglich. Frevelhaft. Unmoralisch und asozial.

So.

Ich denke manchmal zu sensibel, und zu weit.
Und wenn sich mein Opium für mich entscheidet, bin ich eh nimmer lange in Deutschland *hehehe*....Ja.


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Gast






13.825 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 24 Sep 2004 17:26 
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Borderline hat folgendes geschrieben:

Wie kann man erwarten dass ein alter Französischlehrer es schaffen soll 34 Schüler durch die Tests zu jagen?????
Nicht nur ich bin damals sitzengeblieben. Von diesen 34 Schülern sind ganze 12 (!!!!) sitzen geblieben. Und ich bezweifle, dass wir alle zwölf schlichtweg zu blöd waren....


Das geht ganz prima, wenn man beim Korrigieren die Ansprüche derart runterschraubt, dass alle durchkommen. Das Problem ist nur, spätestebns beim Abi kneift dich dieses System dann in den Hintern, weil du schlicht nichts gelernt hast.

Zitat:

Klassenfahrten wurden gestrichen, genauso irgendwelche Museumsbesuche oder sonstige ausserschulischen Unternehmungen (Ich meine...Klassengemeinschaft? Wer braucht das noch? Friss oder Stirb! Nix hier mit einer für alle und alle für einen....zudem...Museumsbesuche??? Kultur??? Wieso auch. Braucht doch kein zukünftiger BWLer der unsre Wirtschaft auf Vordermann bringt....)....


Ich gebe derzeit Deutschnachhilfestunden im rahemn eine Förderungsprojektes an einer Schule. Der Leiter dieses Projektes konnt mir exakt 1 Woche vor Beginn fest zusagen, weil erst da feststand, dass das Land Hessen die Mittel lockermacht.

Zitat:

An der Zukunft zu sparen ist schier grotesk in meinen Augen. Unmöglich. Frevelhaft. Unmoralisch und asozial.



Das stimmt. Aber schon das jetzige Schulsystem ist unter aller Kanone. Schon allein, dass man nicht auf Kinder und ihre Talente und Bedürfnisse eingehen kann (selbst wenn man es als Lehrer gerne wurde) sondern sie durch ein (bildlich gesprochen) möglichst homogene Gruppen bildendes System quetschen muss, tut mir immer wieder in der Seele weh. Bei unserem Schulsytem wär Mozart hocken geblieben, weil er meinetwegen schlecht in Mathe war!

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Xenaris
Bewohner des Knochenhauses



Anmeldungsdatum: 24.08.2004
Beiträge: 46
2.736 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 24 Sep 2004 17:28 
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Ähm, des da oben is von mir... bin irgendwie rausgeflogen...

_________________
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer!
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Liese
Gast





13.825 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 16 Nov 2004 13:03 
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Liese war ein so kluges Kind. Sie kannte alle Hauptstädte der dreizehn Bundesländer und konnte sogar alle 25 Buchstaben des Alphabetes in der richtigen Reihenfolge. Erst neulich führte sie einen Diskus darüber, wer sich das wohl alles ausgedacht haben mag.
Sogar im „neuen Bundesland“ Schleswig Holstein war sie schon. Doch so viel Neues konnte sie gar nicht entdecken, so sehr sie es auch versuchte.
Nur sprachen die Menschen dort so komisch, Sächsisch hieß das. Moin Moin, sagten sie immer. Von diesem Gott hatte Liese noch gar nichts gehört, oder doch, der eine aus Indien vielleicht? Vage erinnerte sie sich an den Geschichtsunterricht bei Frau Kluge. Aber das war in der 8. Klasse, „Die Geschichte Südamerikas“, jetzt war sie schon 9. ...

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Dead Man
Petzender Smileyfetischist



Anmeldungsdatum: 16.03.2004
Beiträge: 1949
83.759 Worte gesamt
Wohnort: Zwischen den Teichen

BeitragVerfasst am: 16 Nov 2004 14:17 
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Was hat mich da geritten?
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artus
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Anmeldungsdatum: 31.10.2002
Beiträge: 1145
37.844 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 22 Nov 2004 13:17 
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Hmmm... jetzt, wo die ersten Infos zur neuen Pisa-Studie rausgekommen sind (und die ganze Diskusion wieder losgeht) würde ich sagen, der oben stehende Text trifft leider auf eine ganze Menge deutscher Schüler zu.
Klar ist, das sich in den drei Jahren seit dem letzte Pisa-Test nicht wirklich viel verändert haben kann... aber hat sich eigendlich überhaupt etwas (sinnvolles) ergeben? Außer den ganzen Diskusionen ist nix passiert - und ich seh für den nächsten Pisa-Test schon schwarz...


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Nibelheim
Fossil



Anmeldungsdatum: 01.10.2001
Beiträge: 3744
143.650 Worte gesamt
Wohnort: Am Sachsenring

BeitragVerfasst am: 24 Nov 2004 23:51 
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Besser schwarz sehen als schwarz arbeiten.
Eine Lösung für das Schulsystem ansich ist dies natürlich nicht.


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Meum est propositum in taberna mori .


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