SwordyXXL
Bewohner des Knochenhauses
Anmeldungsdatum: 10.04.2004
Beiträge: 51
11.822 Worte gesamt
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 Verfasst am: 14 Feb 2006 21:54
Titel: Nachtmahr - Ausführliche Rezension |
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Nachtmahr, das neue Album von Janus. Es ist nur wenig Zeit vergangen seit ihrer Auferstehung, für die Janus Zeitrechnung eigentlich viel zu wenig. Kann erneut ein großer Wurf gelingen?
Das Booklet ist klasse aufgemacht, von dem Cover mal ganz zu schweigen. Sehr schön, da hat sich jemand richtig Mühe gemacht was heutzutage ja echt selten ist. Klarer Pluspunkt, doch mir geht es eigentlich ums Album.
Das Album beginnt mit "Ein Hund, der sich hinlegt, wo er will". Als erstes fällt die ruhige, orchestrale Musik auf. Bei der Stimme ist alles beim alten, RIG jagt einem wahrlich Schauer über den Rücken. Textlich geht es ganz schön hart her, hier hat sich etwas geändert. Der Schrecken des Krieges wird offen dargelegt, kein Blatt vor den Mund genommen. Der Schrecken und die Gewalt, wird plastisch geschildert. Wozu die Musik mit ihrer orchestralen Untermalung ihr übriges dazutut. Aber auch die Folgen, die Erinnerungen die jemanden quälen der es mitgemacht hat, werden sichtbar.
Weiter geht es mit "Anita spielt Cello" und damit zum wohl grausamstem Stück der Platte. Die bedrückende Stimmung, die beklemmende Situation und die Hoffnungslosigkeit im KZ werden musikalisch perfekt umgesetzt. Die Brutalität und Rücksichtslosigkeit der Kapus und die Brutalität im Lager werden in Worten schonungslos beschrieben. Und Anita wird zur tragischen Figur, die die Hoffnung nicht aufgeben will. Doch sie schämt sich vor Gott, es ist deprimierend. So etwas aufrüttelndes habe ich selten gehört, Gratulation.
Brechts "Kinderkreuzzug" steht als nächstes auf dem Plan. Textlich erschreckend, musikalisch ziemlich minimalistisch gehalten. Das tut der Stimmung gut, dennoch finde ich den Song etwas zu lang. Aber Geschmackssache.
"Dorinas Bild"; auf den Song war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Orchestral, episch und monumental treffen die Worte für die musikalische Umsetzung. RIG's Stimme tut ihr übriges um diese besondere Stimmung zu erzeugen wie nur Janus das kann. Die ganze Umgebung der Alpen entsteht mitten im Kopf und läuft dort wie ein Film ab. Eins der aufwendigsten Janus Lieder das ich je gehört habe. Der Schrecken des Krieges wird auch hier erfahrbar, genau wie seine Sinnlosigkeit.
Ebenfalls ein Stück auf das ich sehr gespannt war: "Kadaverstern". Eine Coverversion von Kunze, aber tut mir leid: Kunze war besser. Aber auch hier ist es eben Geschmackssache. Genau wie bei Kinderkreuzzug. Doch das Lied schließt den ersten Kreis, rund um den Krieg. Es ist die Verbindung zum 2. Teil. Als solches betrachtet erfüllt Kadaverstern seine Rolle sehr gut.
Mit "Nellie" geht es weiter und ich finde der Song hätte locker in die Auferstehung Setlist gepasst: Deprimierend, hoffnungslos und für die Hauptperson ein Alptraum. Textlich sehr hart, aber nicht so hart wie die Texte im ersten Kreis. RIG's zeigt erneut was er kann, alles bestens bis dahin.
"Was uns zerbricht" befindet sich ursprünglich auf der Winterreise. Textlich ist der Song ein echtes Highlight. Eine Beziehung die langsam zerbricht, keiner ist fähig den Sturz aufzuhalten oder zu wollen. Der Text passt wie die Faust aufs Auge, klasse. Das Lied unterscheidet sich ein wenig von der Winterreise, aber nur ein wenig. Schonend restauriert würde ich sagen ^^
"Sag doch was" führt das Konzept fort, es reiht sich prima hinter Was uns zerbricht ein. Die Beziehung ist am Ende, was bleibt ist nur noch Schweigen. Die Musik versetzt einem Gänsehaut und der Gesang, jagt einem Schauer über Schauer über den Rücken. Ein ergreifender Song.
Mit "Grabenkrieg" erwartet uns der nächste Song der das Konzept fortführt. Die Beziehung es ist vorbei, es herrscht Krieg. Jeder kämpf gegen den Anderen, mit allen Mitteln. Die Verluste sind egal, es geht nur noch darum dem anderen zu schaden. Vertrauen und Liebe sind Neid und Hass gewichen. Die gemeinsame Welt ist ein Trümmerfeld, alles zerstört und Erinnerungen sind nur flüchtige Schatten. Musikalisch dreht der Song ganz schön auf und der weibliche Counterpart macht seine Stimme mehr als gut. Sie macht die Sache sogar exzellent. Der Rosenkrieg perfekt in Wort und Musik festgehalten.
"Die Ruhe selbst" kann ein Blick zurück sein auf die Beziehung die in Was uns zerbricht zerbochen ist. Und ich würde sagen, egal wie man es nennt. Diese Beziehung war nicht in Ordnung, ganz und gar nicht. Gekonnt setzt RIG das Doppelspiel um. Er fleht seine Frau an, in Gedanken, ihn umzubringen. Doch er bleibt ruhig, obwohl er hofft das seine Frau den Mut nimmt und ihn tötet oder ihn zumindest verlässt. Aber auch er steckt voller Hass und Zorn, auch wenn er es nicht sagt. Verlassen tut sie ihn ja, wenn ich den Song in den Kontext zu den vorherigen 3 Songs stelle. Der Song ist wirklich klasse, schade das es gleich vorbei ist.
"Das Gesicht" stammt ebenfalls von der Winterreise. Die neue Inzenierung ist ähnlich umgesetzt wie bei Was uns zerbricht. Der Song schließt das Album perfekt ab.
Die Erwartungen wurden erfüllt, Janus liefern erneut ein Spitzenalbum ab. Jeder der es sich nicht kauf ist selber Schuld in meinen Augen.
Insgesamt ist das Album ja in 2 Teile aufgespalten. Der erste beschäftigt sich mit dem Thema Krieg und seinen Schrecken. Diese sind schonungslos offen gelegt, geradezu brutal wird man mit Fakten konfrontiert. Es ist erschreckend wie realistisch Janus sich diesem Thema angenommen und es umgesetzt haben. Allein Anita spielt Cello ist schon ein Hammer, die anderen Lieder stehen dem aber in fast nichts nach. Doch Anita ist für mich der erschreckenste und grausamste Song auf dem gesamten Album.
Der zweite Teil handelt von einer Beziehung die in die Brüche geht. Auch hier beweisen Janus das sie das maximale aus einem Thema rausnehmen und das sie um 2 ältere Stücke eine kleine Geschichte aufbauen können. Vor allem Grabenkrieg hat es mir angetan, ein einmaliges Stück.
Alles in allem eine glatte Kaufempfehlung, Janus bleiben eine Klasse für sich. Auch das neuste Album dürfte nicht jedem gefallen, dafür sind manche Texte viel zu aufwühlend und schockierend. Reinhören lohnt sich aber allemal, also kauft euch die CD!
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