Knochenhaus

[edenfelsen]

nach längerer Unterbrechung mal wieder ein paar Worte von mir.

Viel Spaß beim Lesen und vielleicht beim Grübeln.

Kommentare sind natürlich gern gesehn.


Leuchtturm

In einem unbekannten Land
Ein Leuchtturm auf dem Felsen stand
Doch war der Felsen nicht aus Stein
Er schien aus Menschenfleisch zu sein

Ein Meer aus Blut lag in der Bucht
Mahnte jeden Versuch zur Flucht
Ein jedes Schiff im Meer versank
Und jede Lebensform ertrank

Der Felsen wuchs mit jedem Jahr
Und jeder nahm die Mächte wahr
Das Licht des Leuchtturms brachte Not
Man sprach: „Dort oben haust der Tod!“

Die Menschen gaben sich bald auf
So nahm das Schicksal seinen Lauf
Man bot bald Menschenopfer an
Damit man friedlich leben kann

Und jedes Jahr stieg bald die Zahl
Die Selektion wurde zur Qual
Ob sich das Leben denn noch lohnt?
Wird auch Familie nicht verschont?

Dann wurden Opfer ausgelost
Das war jedoch ein schwacher Trost
Das Dasein bleibt so unbestimmt
Wenn es die liebsten Menschen nimmt

Nichts war so mächtig wie der Turm
Jeder war schwach so wie ein Wurm
Niemand wagte hinein zu gehn
Aus Angst den Tod direkt zu sehn

Als nur noch einer übrig war
Wurden seine Gedanken klar
Genug gehabt vom Drachenritt
Ging er zum Turm mit schnellem Schritt

Er stieg hinauf, betrat die Tür
Für Vorsicht fehlte ihm Gespür
Doch war der Tod schon lange fort
An einem andern dunklen Ort

Im Leuchtturm nur ein Spiegel stand
Eine Notiz war auf dem Rand:
Schau dich an, hier im Leichenhaus
So sieht ein wahrer Mörder aus!

© edenfelsen 28.07.2008