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Märchenstunde
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artus
Ohne Sonderrang



Anmeldungsdatum: 31.10.2002
Beiträge: 1145
37.844 Worte gesamt

BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 13:41 
   Titel: Märchenstunde
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Schneewittchen und die sieben Todsünden

Es war einmal...
Und dann noch einmal.
Ein drittes und ein viertes Mal, dann regelmäßig. Täglich. Eigentlich immer.
“Ich bin nicht süchtig, ich kann jederzeit aufhören”
Diesen Satz hatte sie schon so oft gesagt, meistens gefolgt von einer kleinen Linie frischen weißen Schnees, die sie sich durchs Nasenloch reinzog.
In solchen Momenten fühlte sie sich unsterblich. Sie stand über allem, hatte Macht und konnte alles erreichen. Niemand konnte sie noch aufhalten... niemand konnte sie verletzen.
Nur deshalb nahm sie das Kokain - nur wegen des Feelings. Sie war nicht süchtig... nein, sie brauchte das nicht wirklich.
Sie brauchte das alles hier nicht. Sie musste auch nicht ihren Körper verkaufen, sie tat es einfach, weil es ihr Spaß machte.
Sie machte es nicht wegen der Drogen. Die brachte sowieso er mit. Und noch viel mehr... Schließlich war er ein Politiker, ein Wirtschaftsboss, ein was auch immer, jedenfalls hatte er viel Geld. Und das gab er gerne mit vollen Händen aus. Er ging mit Ihr essen, gab Ihr den weißen Stoff, den sie so gerne hatte (auch wenn sie ihn nicht wirklich brauchte, ganz sicher nicht), gab ihr Geld... nicht nur fürs ficken, auch damit sie niemandem von ihm verriet. Denn was immer er auch war, ein Skandal war wohl das letzte das er brauchen konnte.
Heute Nacht... Vielleicht, so dachte er, wird sowieso niemand dieser kleinen Junkie-Hure glauben, aber er wollte doch auf Nummer Sicher gehen. Seine Frau hatte Recht. Er hasste sie, sie hasste ihn, und ginge es nicht um viel Geld wären die beiden schon längst nicht mehr zusammen, aber dieses Mal hatte sie tatsächlich Recht. Er musste an seinen Ruf denken. Seine Kariere hing davon ab. Er würde heute Nacht Schluss machen.
Sie machte ein merkwürdiges Geräusch, das wie ein unterdrückter Nieser klang. Bloß nichts von dem guten Koks verschwenden. Und während die künstliche Mut sich in ihrem Körper verteilte wand sie sich endlich seinem schlaffen, schrumpeligen Geschlechtsteil zu. Er hatte bereits seine Portion des weißen Zauberstoffs, dass konnte sie an den kleine Klümpchen in seinen Nasenhaaren erkennen. Na ja, dann würde er ihn vielleicht heute Abend tatsächlich hoch kriegen. Und selbst wenn nicht, ihr Geld bekam sie so oder so.
Während sich sein Penis in ihrer Hand etwas versteifte (nicht ganz, aber es würde schon reichen) lies sich der alte Mann rücklings auf das Bett sinken. Er schien heute irgendwie etwas verspannt zu sein...
...was eigentlich kein Wunder war, denn er plante einen Mord.
Seine Frau würde zufrieden sein, wenn er dieses Problem endlich aus der Welt geschafft hatte. “Denk doch an deinen Ruf...” hatte sie immer gesagt. Was sie damit gemeint hatte war natürlich "Wenn herauskommt das du nur noch bei kleinen Nutten einen hochbekommst ist deine Kariere nicht das einzige, das den Bach runter geht. Dann mach ich dich fertig." Nein, heute Nacht würde es enden. Er wusste wie das geht, schließlich war er...
...ohhh! Sie hatte gerade ihr Kleid hochgerafft und sich breitbeinig auf ihn gesetzt und dafür gesorgt, dass er sein Denkorgan kurzeitig anderweitig benutzen musste. Vielleicht sollte er doch... nein, er musste es heute hinter sich bringen. Am besten sofort. Verdammt war sie geil. Sie musste sterben. Wenn sie doch nur nicht so gut ficken könnte...
Aber es ging nicht anders, es musste sein. Er packte sie an der Hüfte und schleuderte sie aufs Bett. So über ihr (und in ihr), dass war die beste Position für das er vorhatte. Während sie sich stöhnend unter ihm wälzte griff er nach einem der Kissen, riss es hoch und drückte es ihr aufs Gesicht. Im ersten Moment glaubte sie noch es sei ein weiteres seiner kleinen kranken Sex-Spiele, doch dann verstand sie selbst mit ihrem koksvernebelten Verstand, dass aus dem Spaß plötzlich bitterer Ernst geworden war. Sie begann zu zappeln, und mit einem verzweifelten Ruck trat sie ihn von sich weg.
Er fiel rückwärts vom Bett und knallte auf den Boden, und als er so da lag erinnerte er sie für einen Moment an eine schlaffe Sonnenuhr, die langsam in sich zusammenschrumpfte. Und sie schrumpfte sogar noch viel schneller, als sie vom Bett aufsprang und ihm mit ihren bloßen Füßen eine etwas festere Genitalmassage verabreichte. Sein Schmerzensschrei war fast so laut, dass er das die Tür übertönte, die hinter ihr ins Schloss fiel.
Mit wackeligen Beinen lief sie die Treppe des Motels herunter und auf die Straße hinaus. Sie musste weg. Er wollte sie tatsächlich töten. Sie musste hier weg, dass war ihr einziger Gedanke (das und: “Ich kann jederzeit aufhören”). Es beherrschte ihr Denken so sehr, dass sie nicht einmal den Kleintransporter bemerkte, der die Straße entlang raste und direkt auf sie zukam. Erst als die Bremsen quietschten und der Wagen nur wenige Zentimeter vor ihr zum stehen kam wurde sie sich wieder ihrer Umwelt bewusst. Sie konnte keinen Fahrer sehen, also ging an die Seite des Wagens, klopfte gegen die Seitentür und rief laut um Hilfe.
Hätte sie bloß geahnt, was sie erwartete...
Mit einem Rück öffnete sich die Tür und da standen sie vor ihr.
“Vielleicht sollte ich doch aufhören...”
Sechs kleine Männchen in Mönchskutten standen im Halbkreis um die Seitentür aufgereiht und starrten sie an. Ein weiterer saß hinter dem Steuer, hatte seinen Kopf aber in ihre Richtung gewandt. Sie konnte die Gesichter nicht sehen, aber das war vielleicht auch besser so. Sie sahen aus wie... (sieben...) Zwerge?
Aber selbst das war ihr jetzt egal. Sie musste hier weg.
“Helft mir1”, flehte sie, während sie bereits in den Kleintransporter kletterte. “Ihr müsst mir helfen...”
“Heute? Och, nee...”, grummelte einer der Zwerge, verschränkte die Arme und drehte weg von ihr.
Ein anderer ergriff ihre Hand und half ihr in den Wagen. Er musterte sie von oben bis unten. “Schönes Kleid... hätte ich auch gerne”, sagte er.
“Ach haltet die Klappe”, zischte der erste wieder. Krachend schloss er die Seitentür.
Sie starrte die sieben Männchen vor sich an. Es war verrückt, es war unglaublich... es wurde Zeit. “Scheiße, was immer ihr auch seid, ich muss hier weg. Bitte!” Und es war wirklich dringend. Er hatte sich mittlerweile aufgerafft, war in seine Hose geschlüpft und humpelte mit breiten Beinen die Treppe herunter. Und mit seinen Finger hielt er eine Waffe fest umklammert.
“Dieser Irre will mich umbringen!”, schrie sie. “Wir müssen hier weg!”
“Ach den? Den hängen wir schon ab. Mich kann sowieso keiner schlagen.” Mit diesen Worten hatte sich der Fahrer-Zwerge wieder zum Lenkrad gedreht und gab Gas. Mit einem ruckartigen Schlag sauste der Wagen los.
Doch das Verschwinden war nicht unbemerkt geblieben. Von der Motelhalle aus hatte er sie beobachtet. Und als der Transporter in der Dunkelheit verschwand wusste er, dass er keine Zeit zu verlieren hatte. Er schwang sich - so gut es eben ging - in seinen Sportwagen und nahm die Verfolgung auf. Es musste heute Nacht enden, sonst hätte er ein gewaltiges Problem...
"... wo bin ich jetzt wieder gelandet...?"
Erst hatte man versucht sie zu töten, jetzt verfolgte man sie und sie saß in einem Transporter mit sieben Zwergen, die sie wie gebannt anstarrten. Sie drehte den Spieß um und starrte zurück. Die sechs kleinen Kerlchen boten einen vollkommen bizarren Eindruck. Während zwei von ihnen sich ihr langsam näherten stand der erste Zwerg wieder mit verschränkten Armen da. Ein weiterer hielt einen Hamburger in seiner Hand. Und als sich der Zwerg, der ihr ins Auto geholfen hatte anfing ihr Kleid zu inspizieren glaubte sie einen anderen etwas murmeln zu hören, das klang wie: "Meins, meines, meins..."
“Sagt mal, nichts für ungut, aber was seid ihr?”
“Kannst du das nicht sehen, Idiot?”
Sie schrak etwas zurück und versucht gleichzeitig den Zwerg abzuschütteln, der sich langsam an ihrem Bein zu schaffen machte.
“Äh, seit ihr irgend so ´ne Kirche? Oder seid ihr die sieben Zw...”
Der Zwerg, der bisher nur ruhig dagestanden und sie angeschaut hatte nahm ihre Hand.
“Todsünden, meine Liebe. Die sieben Todsünden.” Er seufzte und zog sie ein wenig zu sich herunter. “Und es ist so traurig, dass du auf der Flucht bist. Du Arme...”
“Ihr seid was?” Erschrocken lies sie die Hand des Zwergs los. Sie wäre am liebsten einen Schritt zurückgegangen, aber in dem Auto ging das nicht.
“Todsünden. Das hier sind Neid, Zorn, Habgier, der mit dem Hamburger ist Völlerei, das” - er zeigte auf einen Zwerg, der sich gerade an ihrem Bein rieb - “ ist Wollust, am Steuer sitzt Hochmut und meine Wenigkeit ist Traurigkeit. Und es ist schade, dass du uns nicht erkannt hast...”
Ihre Augen wurden immer größer. Sie versucht Wollust von ihrem Bein abzuschütteln und riss Neid den Saum ihres Kleides aus der hand, den mit den Worten "Sehr schön, das will ich auch" begutachtet hatte.
“Mein Gott, ihr seid ja total Irre...”
"Wenn hier eine Irre ist, dann du dumme Schlampe!"
"Wir wollten dir doch nur helfen - es gibt keinen Grund uns so anzufahren." Traurigkeit zückte ein Taschentuch und schneuzte sich. Und vom Fahrersitz konnte sie hören: "Juhu, ich bin der beste... mich schlägt keiner!"
Tränen traten ihr in die Augen. Sie hielt es einfach nicht länger aus. Dieser Abend war ein Horrortrip wie sie noch nie einen erlebt hatte, und sie schwor sich, wenn sie hier mit ihrem Leben davonkommen würde, dann würde die mit den Drogen aufhören. Ein anständiges Leben führen. Keine Sauereien mehr... sie musste dafür nur überleben.
"Bitte...", wimmerte sie. "Bitte haltet an."
Mit einem Ruck kam der Wagen zum stehen. "Immer diese Extrawünsche!", fauchte Zorn. Sie nestelte mit ihren zitternden Fingern an der Seitentür herum bis sie aufsprang. "Es ist schade, dass du uns schon verlassen willst...", hörte sie, als sie aus dem Fahrzeug sprang. Das und: "Wirklich schönes Kleid."
Sie lief los. Egal wohin, denn alles war besser als bei diesen kleinwüchsigen Irren zu bleiben, während ein Mann hinter ihr her war, der sie töten wollte. Irgendwer musste ihr doch helfen können. Wenigstens ein Mal musste sie doch Glück haben...
Plötzlich blieb sie stehen. War das eine Halluzination? Nein, es war echt! Sie hatte dort einen Polizeiwagen gesehen, und er rollte langsam auf sie zu. Dann blieb er am Straßenrand stehen. Die Polizei würde ihr helfen können. Endlich!
Sie ging mit schnellen Schritten auf das Polizeiauto zu. Der Polizist öffnete seine Fahrertür und stieg aus. Sie war gerettet... doch plötzlich kam hinter ihr mit quietschenden Reifen ein Sportwagen zum stehen. Sein Auto! Er war hier...
“Helfen sie mir!” schrie sie den Polizisten an. Er stand da, stattlich, mutig... ihr Ritter in grüner Uniform, und schaute sie an.
Sie blieb vor dem Polizisten stehen und packte ihn an der Schulter.
“Sie müssen mir helfen...”
Sie drehte sich um, und er kam immer näher.
“Bitte, er will mich töten...”
Der Polizist zog einen Gummiknüppel und erhob drohend seine Hand. Der Mann mit der Waffe kam immer näher.
Sie sah den ernsten Blick des Beamten, dann ein Lächeln.
“Guten Abend, Herr Polizeipräsident...”
Entsetzt blickte sie zwischen dem Mann und dem Polizisten hin und her.
Dann traf der Gummiknüppel ihren Schädel und alles wurde schwarz...


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Woelfin
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 14:05 
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Du hättest vielleicht die überarbeitete Version nehmen sollen ... da stimmen die Totsünden wenigstens ... *g*
Irgendwo hab ich die noch. Wann war das? 2003? Ich such's mal raus und schick's Dir ...


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Dead Man
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 14:06 
   Titel:
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Ist die 7. Todsünde nicht 'Trägheit'? Und auch sonst sind noch ein paar Fehler drin, aber es liest sich gut.

Na toll, wieder mal zu spät.


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Was hat mich da geritten?
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Woelfin
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 14:15 
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Dead Man hat folgendes geschrieben:
Na toll, wieder mal zu spät.

Lag nicht am Tempo, Dead Man. Die Diskussion hatten wir halt schon mal. Ich glaub, er war damals ein bissel verwirrt, als er's geschrieben hat ... *grinsen muss*


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artus
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 14:24 
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Nicht verwirrt.... besoffen!

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Woelfin
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 15:04 
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So deutlich wollte ich es halt nicht ausdrücken ...

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artus
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 15:07 
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Mal sehen... dann gibts vieleicht mit der nächsten Geschichte eine überarbeitete Fassung. Kann aber dauern...

... die nächste ist voraussichtlich:

Der Gestiefelte mit dem Kater


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Dead Man
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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2005 15:46 
   Titel:
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artus hat folgendes geschrieben:
Mal sehen... dann gibts vieleicht mit der nächsten Geschichte eine überarbeitete Fassung. Kann aber dauern...

... die nächste ist voraussichtlich:

Der Gestiefelte mit dem Kater


Bin gespannt.

Übrigens bekomme ich auch hin und wieder im angeheiterten Zustand Lust, was zu schreiben. Allerdings erscheint es mir tags darauf nicht mehr gut genug.


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artus
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Anmeldungsdatum: 31.10.2002
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BeitragVerfasst am: 24 Jan 2006 14:45 
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Hab gerade was altes wieder rausgekramt. Darf frei interpretiert werden

Enten füttern
"Wir sind alle alte Leute, jeder von uns besitzt ein zugeklapptes Rasiermesser."
- Robert Lowell (Walking in the Blue)

Gierig schnappten die Enten nach allem was man ihnen zuwarf. Als wären sie am verhungern hieben ihre Schnäbel nach jedem Krümel, fingen sie in der Luft auf und schlangen es herunter.
Walter brach ein Stück seines alten Brötchens ab und schmiss es in die Luft. Mit einem Sprung fing die Ente es und Walter lächelte.
Er kam nun seit fast vierzig Jahren jeden Tag in diesen Park, setzte sich immer auf diese Parkbank und fütterte die Enten. Früher war er danach mit seinen Freunden immer zu einem der Tische gegangen, sie hatten zusammen gesessen und Karten gespielt und über die gute alte Zeit gesprochen, doch in den letzten Jahren hatte Gevatter Tod seinen Freundeskreis stark dezimiert. Trotzdem hielt er an seiner alten Gewohnheit fest.
Er griff in seine Tasche und warf den Enten wieder etwas zu. Noch wenige Minuten, dann müsste Ralf kommen. Er war einer der letzten, die noch übrig waren. Und er war schon immer gerne zu spät gekommen. Das Problem mit seiner Unpünktlichkeit hatte sich verbessert als er verheiratet war, aber seit dem Tod seiner Frau fiel er wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Es gab nur ein Ereignis, bei dem er nie zu spät kam: bei Beerdigungen.
Es hatte Zeiten gegeben, da trafen sie sich fast monatlich um einen der ihren in die Erde hinabzulassen. Nun war die alte Garde fast vergessen. In der Firma hatten jüngere ihren Platz eingenommen. Oft schien es Walter so, als sei das alles nicht Jahrzehnte sondern bereits ein ganzes Leben her. Zu seiner Zeit hatte es in seinem Job noch Ehre gegeben. Heute jedoch dachte man nur noch an den eigenen Vorteil, man ging buchstäblich über Leichen, ob es nötig war oder nicht. Damals, als er und seine Freunde noch in der Firma waren war das noch anders gewesen...
"Ist hier noch frei?"
Auch das gehörte zu dem uralten Ritual der Freunde. Ralf wartete keine Antwort ab und setzte sich.
Er trug wie immer seinen alten schwarzen Mantel und den Hut, von dem Walter glaubte, dass sein Freund ihn seit den 30er Jahren hatte.
Wortlos begann Ralf in seiner Tasche zu kramen und holte eine Papiertüte heraus, in der sich ein trockenes Brötchen befand. Er brach ein Stück ab und warf es den Enten zu.
Auch Walter fütterte weiter.
"Carl ist tot...", sagte Ralf schließlich.
Walter atmete schwer aus.
"Wann?", fragte er schließlich.
"Gestern Nacht. Ich habe heute Morgen den Anruf bekommen. Ist im Schlaf gestorben."
Der alte Mann in dem grauen Hemd lächelte.
"Hättest du damals gedacht, dass irgendjemand von uns im Schlaf stirbt?"
Ralf warf sein letztes Stück Brötchen und stopfte die Papiertüte zurück in seine Manteltasche.
"Damals waren wir unsterblich...", flüsterte er.“Damals waren wir alle unsterblich. Unsere Arbeit hat dafür gesorgt, dass er uns niemals erwischen konnte."
"Wir hätten niemals aufhören sollen..."
"Wir sind alte geworden, mein Freund. Es kamen Jüngere und Besser um unseren Job zu machen. Sie haben uns nicht mehr gebraucht. Und..."
"Und jetzt nutzen wir jede Chance es noch ein paar Tage hinauszuzögern.", fiel Walter ihm ins Wort. Er war wütend, beruhigte sich jedoch wieder als ihm klar wurde, dass er daran nicht mehr ändern können würde.
Die beiden Männer schwiegen einen Augenblick und Walter warf den Enten noch einmal kleine Brocken entgegen. Sie fingen es aus der Luft und schluckten es im selben Atemzug hinunter.
"Ob ihm das als Opfer reichen wird?", fragte er schließlich.
"Wir leben noch, oder?"
Walter lehrte seine Tasche und sah dann mit zusammengekniffenen, faltigen Augen auf seine Uhr.
"Es ist spät, wir sollten uns langsam auf den Weg machen."
Der Mann im schwarzen Mantel erhob sich, schüttelte seine Tasche aus und sah seinen Freund an.
"Lass uns gehen."
"Weißt du schon, wann die Beerdigung ist?"
"Dienstag", sagte Ralf laut genug um das Gegacker der Enten zu übertönen. Die Tiere flogen wie in Extasse durcheinander und schüttelten sich.
"Dienstag ist gut."
Walter blieb einen Moment stehen und sah seinen Freund an.
"Wir sehen uns morgen. Ich muss noch Gift kaufen." Er nickte kurz, dann schlug er eine andere Richtung ein uns ging. Hinter ihm brach eine Ente zuckend zusammen.
"Bis morgen", nuschelte Ralf. Dann fügte er zu sich sprechend hinzu: "Ich hoffe es genügt als Opfer."
Er warf den sterbenden Enten noch einen Blick zu und verschwand in der Dämmerung eines Herbstnachmittags...


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Nibelheim
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Anmeldungsdatum: 01.10.2001
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Wohnort: Am Sachsenring

BeitragVerfasst am: 30 Jan 2006 00:06 
   Titel:
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So ganz habe ich die Pointe nicht verstanden, ich werde halt nochmal Enten füttern gehen müssen.

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artus
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BeitragVerfasst am: 01 Feb 2006 14:17 
   Titel:
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Nibelschatz hat folgendes geschrieben:
So ganz habe ich die Pointe nicht verstanden, ich werde halt nochmal Enten füttern gehen müssen.

Nimm Gift mit

So, Schneewittchen ist endlich überarbeitet. Jetzt ist es also nur noch eine Frage von Wochen bis die neue Version kommt. Obwohl sich ja gar nicht so viel verändert hat...


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Nibelheim
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Anmeldungsdatum: 01.10.2001
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BeitragVerfasst am: 01 Feb 2006 22:18 
   Titel:
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Artus-Mäuschen , geht es um nichts weiter - frei nach Kreisler - als Enten vergiften im Park ? Dann hab ich es begriffen.

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Dead Man
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BeitragVerfasst am: 01 Feb 2006 22:53 
   Titel:
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Ich glaub eher, sie opfern die Enten.

Die armen, armen Schnattchens.


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artus
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BeitragVerfasst am: 02 Feb 2006 08:47 
   Titel:
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Ich glaub eher, sie opfern die Enten.

Jupp.
Man muß halt opfern was da ist...


*miez miez miez...*


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Totenmond
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BeitragVerfasst am: 11 März 2006 16:52 
   Titel: Schneewitchen
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Zuallererst: Ich finde deinen Stil wirklich gut.
Ich finde die Idee des Szenarienwechels nach dem ersten Teil auch sehr interessant. Nur ist er mir leider dann noch ein wenig zu wenig surreal, bzw. wenn er das sein soll, nicht so schön "realisitisch"(vom Stil her) herübergebracht wie im ersten Teil, war vielleicht auch gar nicht Absicht von dir. (Ich hoffe du verstehst was ich meine) Würde die Geschichte aber für mich persönlich noch intensiver gestalten. Aber nachdem du es ja scheinbar im Rausch geschrieben hast...
Am Schluss kommst du ja auch wieder rein in das Ganze.

"dafür gesorgt, dass er sein Denkorgan kurzeitig anderweitig benutzen musste." Das fand ich besonders toll, habs in der Form noch nie wo gelesen, ein super Bild. Einfach aber, sagt genau das aus was es soll.

Was ich dich schon lange fragen wollte: Welche Aussage hat dein Avatar für dich?


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Ich hab schon zu viele Engel fallen sehen....

VI VERI VENIVERSUM VIVUS VICI

Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt
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